Ein Grieche, elf Enten und ein Haufen Bürokratie.

Vitesse startet mit 7:0-Testsieg gegen FC Ente Bagdad ins neue Jahr.

 

awo. – Ja, sind die denn nun völlig verrückt geworden? Vor dem ersten (Test-)Spiel im neuen Jahr klärte der Vitesse-Vorstand intern über neue Regeln des Südwestdeutschen Fußballverbandes auf. So müssen fortan sogar Mannschaftsaufstellungen aus Freundschaftsspielen ins digitale Datennetz des Verbandes eingespeist werden.

 

Spielberichte über Testspiele auf C-Klassen- bzw. Hobby-Niveau im DFB-Net – willkommen in Deutschland. Willkommen in den Fängen überflüssiger Bürokratie.

 

Und willkommen auf Vitesse.de. Als pflichtbewusstes Medium beugen auch wir uns selbstverständlich den autoritären Vorgaben des Fußballverbandes – und berichten hier fortan sogar über Testspiele. Also zumindest dann, wenn ein Autor Lust dazu hat – so viel Freiraum muss sein…

 

Neuzugänge fügen sich gut ein
Weit weg, in sicherer Entfernung von deutscher Bürokratie weilte bis vor kurzem Yannis Koukoulis. In der Winterpause führte der Weg des Griechen dann allerdings aus dem Ursprungsland der Demokratie hinüber in den rheinhessischen Verwaltungsbezirk Mainz.

 

Ausgerüstet mit der nötigen (selbstverständlich zuvor ordnungsgemäß  mit großzügigem Porto freigemachten und fristgerecht per absichernden Rückschein-Einschreiben zugestellten) Spielberechtigung (für Testspiele gegen Enten), gab der Neuzugang sein Debüt für Vitesse.

 

Koukoulis machte seine Sache ebenso ordentlich, wie der zweite eingesetzte Neuzugang Stephan Bode. Beide fügten sich nach ihrer Einwechslung nahtlos ins Vitesse-Mittelfeld ein, in dem ansonsten vor allem Hassanzadeh Präsenz und Offensivdrang zeigte.

 

Andi zu Andi: „Andi, nimm Du ihn“
Gegen die traditionell nach Alter, Körpergröße, Geschwindigkeit, technischen Fähigkeiten und Nationalität bunt gemischten Enten hatte Vitesse viele Freiräume im Spiel nach vorne – und in der Abwehr alles im Griff. Einen großen Anteil daran trug der ins Abwehrzentrum (straf?)versetzte Andreas Ufelmann, etatmäßiger Offensivspieler.

 

Mit der stoischen Ruhe eines Ostfriesen wie einst Dieter Eilts verrichtete der 30-jährige Ufelmann altersgerecht, also routiniert-abgeklärt, unaufgeregt (gelangweilt?) und mit minimalem Laufaufwand seine überschaubare Arbeit.

 

Als Altstar Fluhr (44) zur Pause den 2. Platz im Abwehrzentrum für „Trainingsweltmeister“ Wolf frei machte, trieb die doppelte Andi-Innenverteidigungdie Ufelmann’sche Interpretation eines minimalitischen, raumorientierten Verteidigungsstils auf die Spitze.

 

Getreu dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“ spielte die wohl lauffaulste Innenverteidigung der Vitesse-Geschichte ihren Stiefel abgeklärt runter. Warum bei missglückten Abseitsfallen dem Gegner hinterherrennen, wenn der Schiri doch eh Abseits pfeift?!

 

Comeback von Willi und Oskar
Um zur Ruhe vor dem Tor zu finden, hatte Vitesse-Sürmer Willberger in den vergangenen Monaten genügend Zeit. Leistenschmerzen und eine Diplom-Arbeit hinderten den Chemiker seit Oktober daran, am Spiel- und Trainingsbetrieb teilzunehmen.

 

Weil Willberger vor dem Spiel zusätzlich versäumte, den Trainern seine plötzliche Anwesenheit für den Testspieltag mitzuteilen, saß er völlig überraschend zunächst nur auf der Bank.

 

Ein paar Meter entfernt, auf der anderen Seite der Außenlinie, gab ein weiterer Haudegen und Leistungsträger der Hinrunde sein Comeback: Mittelfeld-Motor Köhler, der seit der Heimschmach gegen Ebersheim (3:8) wegen einem Innenbandanriss verletzt ausfiel, beackerte in gewohnt lauffreudiger Manier die defensive Mittelfeldzentrale – und jeden potentiellen Gefahrenmeter, den die 6er-Position bei Angriffen der Enten mit sich brachte.

 

Präsident Jung beugt sich sozial-digitalem Gruppenzwang
Auch sonst ereignete sich über den Jahreswechsel bei Vitesse einiges (mehr oder weniger nennenswertes):

 

Laut Augenzeugenberichten belagerten in den ersten Trainingseinheiten bis zu 30 Mann den Sportplatz an der Ulrichstraße. Torwart Knoll trägt zum modischen lila-farbenen Torwarttrikot nun modische neon-orangene Stutzen. Und seit neustem ist sogar Vitesse-Präsident Jung in Besitz eines Facebook-Accounts. Ja, richtig gelesen! Edgar Jung. Ist. In. Facebook. Edgar Jung.

 

Zwar weiß der Präsi nach eigener Aussage noch immer nicht so genau, für was das ganze Facebook-Zeugs überhaupt gut sei. Und auf Kriegsfuß mit perfiden Datensammlern steht er, wohl nicht erst seit dem NSA-Skandal, eh. „Aber sonst kriegt man ja vieles überhaupt nicht mehr mit“, übte Jung subtile Kritik an den vereinsinternen Kommunikationsstrukturen im Jahre 27 nach der Gründung. [mindestens 1 Person gefällt das].

 

SV Vitesse Mayence II – FC Ente Bagdad 7:0 (3:0)

 

Vitesse: Knoll – Dünnebeil , Ufelmann, Fluhr, Lenz – Köhler – Zimmermann, Hassanzadeh, Petruschin, Lotz – Truch. Jeweils zur Halbzeit eingewechselt: Willberger, Wolf, Koukoulis, Bode.

 

Tore: vergessen.

 

Hier geht’s zum Spielbericht der Enten