Nur noch ein bisschen Chaos
 
agr. – Gegner Bodenheim zeigte sich nach der 5:3-Niederlage im Auftaktspiel der B-Klasse Ost gegen Vitesse Mayence überrascht: „Ich glaube nicht, dass dieses Team in dieser Saison wieder um den Klassenerhalt bangen muss“, sagte ein Funktionär Bodenheims nach der Partie.
 
Es scheint sich etwas getan zu haben bei Vitesse. Und in der Tat geht es bei der bisweilen etwas chaotischen Truppe aus Bretzenheim neuerdings professioneller zu. „Ich verpflichte die Spieler nicht mehr wie früher an den Theken der Alt- und Neustadt“, erklärt Abteilungsleiter Alexander Graßhoff. „Vielleicht stelle ich mir demnächst sogar einen Container neben den Sportplatz. Präsident Edgar Jung hat ja schließlich auch einen.“
 
Die neue Transferpolitik des zwar noch jungen, aber schon mit jeder Mege Erfahrung ausgestatteten Funktionärs trägt bereits Früchte: Neuzugang Joshua Raubuch kann noch als klassisches Integrationsprojekt betrachtet werden. „Er hat es als Saarländer nicht leicht hier in Rheinhessen. Aber er hat schon in kurzer Zeit bei uns Freunde gefunden, die ihn abends auch mal mit in den Club nehmen“, freut sich Graßhoff. „Und so in ein, zwei Jahren kann er vielleicht sogar ein wenig Hochdeutsch. Ich als Pfälzer weiß ja, wie schwer das den Leuten aus Püttlingen fällt.“
 
Marko Vrgoc und Stipan Jakic dagegen sind zwei Neuverpflichtungen einer anderen Kategorie. „Sie haben sich in der Region schon einen gewissen Namen gemacht und suchen jetzt bei Vitesse noch mal neue Herausforderungen.“
 
Nachdem die Mannschaft über ein Jahrzehnt erfolgreich von Kosta Moissiadis trainiert wurde, hat nun Marijo Vrgoc als Spielertrainer die Verantwortung übernommen. „Wenn Jörg Friedrich mal eine Weile die Füße stillhält, könnte das ganz gut funktionieren“, ist Graßhoff überzeugt.
 
Es weht ein neuer Wind an der Ulrichstraße. Selbst Starspieler wie David Theißen gucken in die Röhre, wenn sie – mit wirklich guter Begründung – zu spät zum Treffpunkt erscheinen. Dass Theißen pflichtbewusst daheim gewartet hatte, bis der Waschgang seiner Kochwäsche beendet war, ließ Trainer Vrgoc nicht als Entschuldigung gelten. Er verbannte ihn auf die Bank. Zudem wurden sämtliche technisch fortschrittlichen Kommunikationswege wie Freizeitmanager oder Facebook geschlossen. Bei Vitesse zählt wieder das gesprochene Wort.
 
Zum ersten Spiel nach Bodenheim reiste das Team mit einem völlig ungewohnt großen Kader von 16 Mann. Doch die Partie lief zu Beginn alles andere als rund für die Mainzer. Nach wenigen Minuten lag Bodenheim mit 2:0 in Führung. Zuerst hatte Dries eine Flanke von der rechte Seite zugelassen, die einen Bodenheimer Abnehmer fand. Danach verfiel Trainer Marijo Vrgoc als Libero mal wieder in die Anfangszeit seiner Vitesse-Karriere: Statt den Ball zu klären, wollte er den Gegenspieler aussteigen lassen, überlegte es sich dann aber doch anders, schoss den Bodenheimer an, von dem der Ball dann über Trojan hinweg ins Tor fiel.
 
Vitesse zeigte jedoch trotz des Rückstandes, dass es in der Lage ist, schöne Spielzüge zu zeigen. Die Bodenheimer, die bärenstark angefangen hatten, ließen immer mehr nach. Ein Schuss von Raubuch und ein überlegter Abschluss von Marko Vrgoc fanden ins gegnerische Tor. Auch das dritte Gegentor, bei dem Dries nach einem Eckball den Zweikampf mit seinem Gegenspieler verweigert hatte, steckte Vrgocs Elf weg.
 
In der zweiten Halbzeit war Vitesse klar spielüberlegen. Lediglich Umstellungen des Trainers sorgten für ein paar Minuten noch mal für Unsicherheit bei den Spielern. Ein bisschen Chaos muss eben doch noch sein bei Vitesse.
 

Bodenheim II – Vitesse 3:5 (3:2)
 
Tore: 1:0 Dobra (3.), 2:0 Porsch (5.), 2:1 Raubuch (17., Marko Vrgoc), 3:1 Dobra (23.), 3:2 Marko Vrgoc (25., Friedrich), 3:3 Sammy (49., Emsermann), 3:4 Marko Vrgoc (51., Hausmann), 3:5 Hausmann (82., Marko Vrgoc).
 
Aufstellung: Trojan – Sengespeick, Marijo Vrgoc, Graßhoff – Sammy, Friedrich, Raubuch (78. Ivo Vrgoc), Hausmann, Dries (42. Theißen), Emsermann (55. Roeser) – Marko Vrgoc.
 
Zuschauer: 30
 
Beste Spieler: Marko Vrgoc, Graßhoff, Hausmann