Einmal mehr ein Spektakel.

Torgarant Vitesse verliert 8:4 gegen Nieder-Olm.

 

awo. – „Wenn Vitesse antritt, dann ist Spektakel. Erneut gab es ein Schützenfest in Bretzenheim“, schrieb die semiprofesionelle lokale Mainzer Sportberichterstattung.

 

Superlative wie „Spektakel“ oder „Wahnsinn“ (so u.a. gesehen in Online-Portalen wie der „Kurios“-Rubrik von „fussball.de“) scheinen den Vitesse-Spielern zu schmeicheln. Anders ist es kaum zu erklären, dass viele Spieler den positiven Seiten des wöchentlichen Wahnsinns offensichtlich mehr Wert beimessen als den negativen Aspekten der sonntäglichen Spektakel.

 

Denkt vielleicht irgendeiner mal an die Nerven der Trainer, Spielerfrauen, Sponsoren, des Präsidenten und an die beschränkte Kapazität der Schiri-Spielberichtsbögen? Natürlich nicht. Keine Sau macht sich darüber Gedanken. Alle wollen sie immer nur nach vorne stürmen, Tore schießen.

 

Spiele mit Vitesse-Beteiligung sind die torreichsten der Liga

Im Heimspiel zuvor hatten die grün-orangen Mainzer ein wahres ein Torfeuerwerk gezündet – 11:5 hieß es da gegen UDP Mainz II. Die Woche darauf, auswärts in Dalheim, fielen sieben Tore. Nun gegen Nieder-Olm, wieder zu Hause, zwölf.

 

Das ist auf der einen Seite schön. Für neutrale Zuschauer, auch für Pressevertreter. Letztere haben so beim Blick auf die Ergebnisseiten von „fussball.de“ genug Stoff, um ohne Mühe oder Kreativität ihre schlechten Honorare durch eine textliche Zusammenfassung bereits abgetippter trockener Zahlen ökonomisch effizient aufzubessern und Zeilen aufzufüllen.

 

In den letzten vier Spielen erzielte die 1b von Vitesse 20 Tore, fünf im Schnitt. Ein selbst für die untersten, i.d.R. äußert torreichen, Spielklassen ordentlicher Wert. Zum Hinrundenabschluss stellt Vitesse mit 39 Toren den – zumindest nach Zahlen – drittbesten Sturm der C-Liga.

 

Vitesse lädt ein zu den „Wochen der offenen Tür“

Leider gehört zum Fußball aber auch das Tore-Verhindern. Und damit hat Vitesse – nicht nur die zweite Mannschaft – offensichtlich große Probleme. 19 Gegentore kassierte die 1b alleine in den vergangenen drei Spielen. Alle Tore der 1. und 2. Mannschaft von Vitesse in der Hinrunde zusammengerechnet, steht da ein Verhältnis von 62:95! In 30 Spielen!

 

In den vergangenen Wochen immer häufiger geöffnet: Die Tore auf der Sportanlage von Vitesse Mayence

In den vergangenen Wochen immer häufiger geöffnet: Die Tore auf der Sportanlage von Vitesse Mayence (Sorry für den Kalauer, der lag auf der Torlinie).

 

 

 

Das ist, selbst für Kreisliga-Verhältnisse, unglaublich schlecht. Große Sprünge nach oben sind da utpisch. Wenn selbst vier Tore zu Hause nicht für Punkte reichen, ist das bedenklich. Man kann ja nicht jedes Wochenende elf Tore schießen…

 

Aber alles auch nur halb so wild. Denn schließlich machen das bei Vitesse ja alles nur zum Spaß. Das mit dem Kicken, dem Gewinnen, dem Verlieren, den dritten Halbzeiten.

 

Beim Bierpong-Turnier ganz stark vertreten

Der Spaß kam auch am Spieltagswochenende – trotz des 4:8 und trotz eines 0:6 der 1a gegen den Tabellenletzten auf dem eigenen Platz (!) – nicht zu kurz.

 

Spielten die meisten Akteure beider Teams am Sonntag erschreckend schwach und weit unter ihren Möglichkeiten, agierten sie am Freitag zuvor, nach dem Abschlusstraining, umso variantenreicher, reaktionsschneller, ball- und treffsicherer.

 

Schnelle Kombinationen, zielstrebige Flankenläufe, intelligente Spielverlagerungen, technisch hochwertiges Klein-Klein auf engstem Raum; die Vitesse-Akteure sprühten nur so vor Motivation und Spielfreude, standen auch bei starkem Druck (weitgehend) ihren Mann – beim vereinsinternen Bierpong-Turnier.

 

Traditionell auch am Becher stark: die Spieler von Vitesse Mayence (Foto: wih)

Traditionell auch am Becher stark: die Spieler von Vitesse Mayence (Foto: wih).

 

Deutlich erkennbar waren der auch sonntags ausgeprägte Teamspirit, das sonntags in diesem Maße nur selten anzutreffende taktische Verständnis sowie der absolute Wille  zu siegen und jener, bis weit über die eigenen Grenzen zu gehen.

 

Außenverteidiger Held, wegen einer nicht restlos überzeugenden Leistung beim Bierpong-Turnier für Sonntag auf die Bank degradiert, brachte es am Tag nach der 4:8-Niederlage gegen Nieder-Olm auf den Punkt: „Wer zusammen feiert, kann auch mal zusammen verlieren. Am nächsten Sonntag geht’s wieder bei 0:0 los.“

 

Vitesse ist für den Abstiegskampf der 1a und für das nächste Wahnsinns-Spektakel der 1b also bestens gerüstet.

 

 

Einlagespiel: Bierpong-Turnier SV Vitesse Mayence I und II

Aufstellung:

 

Teams: Arnold/Theissen – Graßhoff/Knoll – Trojan/Krein – Billet/Müller – Zimmermann/Fellenberger – Dehm/Held – Kapa/Kuhn – I. Vrgoc/Friedrich.

 

Bestes Team (Turniersieger): Zimmermann, Fellenberger.

 

Bester Einzelspieler: Krein.

 

Spielverlauf:

Das vom „Leiter’che“-Wirt Marco kulinarisch bestens versorgte Teilnehmerfeld lichtete sich bereits in der Frühphase des Abends zu weiten Teilen.

 

Die „Lomo“s Ivecen und Laux hatten den Wettkampfort bereits vor Turnierstart verlassen; wenig später machte sich auch Trojan von Dannen, ließ Mitspieler Krein alleine zurück.

 

Doch getreu der alten Mär vom psychologischen Vorteil des „einen Mann weniger“ lief Krein in Unterzahl, mit jedem Zug, erst recht zu ungeahnter, bemerkenswerter Hochform auf. Nur knapp scheiterte er am Team des selbsternannten „Vitesse-Großmeisters“ Dehm. Dessen Teamkollege Schüler Held war voll des Lobes über Krein: „Die Überraschung des Abends.“

 

Zimmermann, Fellenberger und Krein überzeugen

Den längsten Atem hatten allerdings weder das Team um Ordens- und Würdenträger Dehm (Aus im Halbfinale), noch der aufopferungvoll kämpfende und groß aufspielende Krein, sondern die beiden Vitesse-Dauersläufer Zimmermann und Fellenberger.

 

Im Finale setzten sie sich „nach einem relativ schwachen Auftritt der an Eins gesetzten Billet und Müller“ (Analyse des Augenzeugen Held)  verdient die goldenen Schaumkrone auf.

 

Weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück blieben dagegen vor allem das als Geheimfavorit gehandelte Team um Abteilungsleiter Graßhoff und Knoll. Ebenso das in dieser Wettkampfdisziplin nicht minder erfahrene Duo Kapa/Kuhn.

 

Geheimfavoriten enttäuschen

Graßhoff und Knoll schieden bereits in der Vorrunde als punktloses Schlusslicht aus – „wenn auch unglücklich“ wie Knoll die unerwartete Demontage rechtfertigte. Ebenfalls in der Gruppenphase soffen Kapa und Kuhn sang- und klanglos (ab), ihnen gelang kein einziger Treffer.

 

Immerhin behielt das  polnisch-pfälzische Duo bis zum bitteren Ende mit eiserner Disziplin seine klare taktische Marschroute (möglichst viel Bier in möglichst kurzer Zeit) bei. Derart viel taktische Disziplin und Beharrlichkeit, auch bei Rückschlägen, wünscht sich wohl jeder Trainer von seinen Spielern – auch sonntags.

 

Hauptspiel: SV Vitesse Mayence II – FSV Nieder-Olm II 4:8 (1:4)

Vitesse: Knoll – Fluhr, Sengespeick, Krein (46. Vos), Lotz (46. Heberling) – Billet (45. Held), Neumann – Kapa, Köhler – Vrgoc, Truch.

 

Tore: 0:1 (19.), 0:2 (27.), 1:3 Truch (32.), 1:4 (33.), 1:5 (49.), 2:5 Neumann (65.), 2:6 (68.), 3:6 Truch (72.), 3:7 (73.), 3:8 (74.), 4:8 Held (78.)

 

Bester Spieler: Neumann (3)

 

Schlechtester Spieler: Kapa (konnte an die starke Form von Freitagabend/Samstagmorgen nicht anknüpfen)