Nur sechs Tore in 90 Minuten.

Langweiliger, ergebnisorientierter Defensivfußball an der Ulrichstraße.

 

awo. – Die Spender des obligatorischen Siegerbieres hatten nach dem Spiel einige Mühe, die erregten Zuschauer zu beruhigen. Nur mit viel Zureden ließ sich die Laune der sichtlich frustrierten Kiebitze am Spielfeldrand aufbessern; nur mir viel Widerwillen nahmen die das gerstenhaltige Bestechungsmittel Hassanzadehs und Vrgoc‘ entgegen.

 

Zu groß und nachvollziehbar war die Enttäuschung der Zuschauer über das, was sie  in den 90 Minuten zuvor hatten ertragen müssen.

 

16 Tore vor zwei Wochen gegen UDP, zwölf  vorige Woche gegen Nieder-Olm. Das war Entertainment. Das versüßte die tristen, grauen Nachmittage des Spätherbst. Da kriegte man bei Vitesse noch etwas für sein nicht bezahltes Eintrittsgeld. Aber nun gegen Sörgenloch/Udenheim?

 

Das Spektakel bleibt aus

Lediglich sechs Tore boten die Akteure beider Teams den Zuschauern. Nix Spektakel. Nix Entertainment.

 

Stattdessen langweiliger, durchschnittlicher Kreisliga-Fußball, wie an jedem anderen x-beliebigen Flecken Sportplatz der Region. Auf einem rasenbewachsenen Acker in Friesenheim war an diesem Nachmittag sicher nicht weniger los als auf dem saftigen Kunstgrün an der Bretzenheimer Ulrichstraße.

 

Die sonst so zuverlässig Spektakel liefernde Vitesse-Abwehr verzichtete gegen Sörgenloch nahezu konsequent auf belebende Unterhaltungselemente.

 

Erster Spitzenreiter der Rückrundentabelle: Vitesse.

Die Hauptverantwortlichen des Spektakels der vorigen Wochen liefen meilenweit ihrer Form hinterher, weigerten sich partout, an ihre zuletzt gezeigten Leistungen anzuknüpfen und den Fans so zumindest das gewohnte Mindestmaß an grotesken oder dilletantischen Darbietungen zu garantieren.

 

Wo waren die haarsträubenden Fehler, die der Abwehrverbund um Knoll, Krein & Co seinen treuen Zuschauern gegen Nieder-Olm noch im zuverlässigen Fünf-Minuten-Rhytmus zur Schau gestellt hatte?

 

Fast nichts davon war gegen Sörgenloch zu sehen. Nur zwei Gegentore. „Und dafür schleppe ich mich sonntagmorgens 13 Uhr bei Nieselregen vom Bett auf’n Platz?!“, krakeelte ein entrüsteter Vitesse-Supporter.

 

Bierpong-Talent Krein auch mit dem Ball treffsicher

Besonders dreist: Abwehr-Oldie Krein wollte nicht einmal Gegentore verschulden oder einleiten, schickte sich sogar an, zum besten Spieler des Tages zu avancieren (Parallelen zum letzten Freitagsmatch). Dass ihm erfreulicherweise dennoch ein Eigentor unterlief – Balsam für die geschundene, lange auf die Folter gepannte, nach Unterhaltungs dürstende Fanseele. So hatten die Zuschauer wenigstens ein bisschen Spaß, wenn sie an diesem Nachmittag schon sonst nicht viel zu lachen hatten.

 

Besonders bitter für das ausharrende Publikum: Auch Entertainment-Garant Knoll spielte nicht. Für den Stammkeeper der 1b debütierte Weimer im Tor. Solide, ohne Patzer. Langweilig.

 

So spielt man vielleicht für die Galerie, den Erfolg und den Trainer – nicht aber für Menschen, die den Spielen derMannschaft in erster Linie beiwohnen, um den Kreisliga-Charme verunglückter Befreiungsschläge in das angrenzende Wohngebiet aufzusaugen. Ist es nich in erster Linie das, weswegen sich Fußballfreunde sonntags am Platz treffen?

 

Truch hört mit dem Toreschießen nicht auf

Immerhin: Nach vorne gab’s annähernd Unterhaltungswert. Vitesse-Torjäger Truch traf erneut wie er wollte. Dieses Mal dreifach, steht nun bei 18 Toren in zehn Einsätzen.

 

Eigentlich wäre Truch so einer für die 1. Mannschaft – zumal jene zurzeit an akuten Offensivproblemen leidet. Wenn deren Torjäger Ivecen mal nicht trifft, trifft gar kein Stürmer. Doch Truch schießt seine Tore lieber ganz unten statt fast ganz unten. Seine Mitspieler freuts. Sie sprachen sich nach der Partie für den Verbleib ihres Knipsers in der 1b aus.

 

„Sei bloß ruhig, sonst holen die den noch“, entgegnete Knoll mit Nachdruck auf den Vorschlag eines Zuschauers, den stets fleißigen Linksaußen aufgrund seiner überragenden Torquote in die 1a hochzuziehen. Kraftpaket Kuhninho pflichtete bei und sprach aus, was das Torverwöhnte Vitesse-Publikum vom vermeintlich „vierfachem Adam“ nun erwartet:  „Er bleibt bei uns! Er muss jetzt die Torjägerkanone holen!“

 

 

SV Vitesse Mayence II – SG Sörgenloch/Udenheim II 4:2 (3:1)

 

Vitesse: Weiler – Lenz, Billet, Krein, Kuhn – Köhler (C), Neumann (46. Hassanzadeh) – Kapa (64. Heberling), Held (46. Arnold) – Truch (70. Neumann), I. Vrgoc.

 

Tore: 1:0 Truch (17.), 2:0 Truch (26.), 3:0 I. Vrgoc (34.), 3:1 ET Krein (40.), 3:2 (59.), 4:2 Truch (60.)

 

Gelbe Karte: Neumann (4)

 

Beste Spieler: Truch (4), Lenz (2), Krein (2)