„Hacke, Spitze, Eins-Zwei-Drei… und nochmal Hacke“

Ivecen schnickt Vitesse zum 4:2-Sieg gegen FIAM.

awo. – In den ersten fünf Minuten des Spiels dachten die anwesenden C-Klassen-Fußballexperten sicher zurecht: „Wow, nicht schlecht diese Vitesse. Lässt gut, passsicher und vor allem schnell das Bällchen laufen, schnürt den Gegner in dessen eigener Hälfte ein und hatte schon drei gute Chancen. Das wird heute was! Wenn das so weiter geht, vielleicht sogar ein Schützenfest.“ Denkste.

 

Vitesse stellt nach fünf Minuten das Fußballspielen ein
Nach fünf Torschüssen und 76 Pässen war das eingangs erwähnte, schön ausgemahlte Erfolgsszenario bereits hinfällig. FIAM spielte zwar nicht gut, war fortan aber die bessere von zwei Mannschaften, bei denen im Spiel bis zur 90. Minute vorne und hinten zu viel nicht klappte. Trotzdem entschied Vitesse das Spiel für sich und fuhr den zweiten Sieg im zweiten Heimspiel ein. Erstens weil Schlussmann Vos vor und nach der Pause jeweils zwei-, dreimal deutlich über Kreisklasse-Niveau Schüsse der Italiener entschärfte. Zweitens, weil die Gastgeber mit dem feilschnellen und torgefährlichen Ivecen  eine echte Waffe in ihren Reihen hatten.

 

Zwischen Genie und Wahnsinn
Überhaupt Ivecen: Wenn der aus Offenbach nach Meenz emigrierte türkische Gastronom brav seine Tore macht, verzeiht im der komplette Vitesse-Tross um Trainerstab, Präsident und Mitspieler auch seine traditionell fragwürdigen Hacken-Zuspiele auf Mittellinienhöhe aus der Kategorie „brotlose Kunst“, die  zu 95% beim Gegner, im Niemandsland oder Seitenaus landen – und welche jeden anwesenden Vitesser regelmäßig schier in den Wahnsinn treiben. Gegen FIAM leistete sich Ivecen handverlesenene acht Zuspiele dieser Art. Fairerweise muss man allerdings festhalten: Nicht alle waren dieses Mal auf Mittellinienhöhe und leiteten gefährliche Gegenangriffe der Italiener ein, einige Hackentrickchen versandeten sicher entfernt in Nähe des FIAM-Strafraumes.

 

Aber das war letztlich egal, ebenso wie das elende, müsige Haaresuchen in der ewig alten Suppe, die Kritiker und Grantler Ivecen ob dessen unkonventioneller Spielweise allzu gerne und oft mahnend vorsetzen. Es war letztlichauch total egal, weil Ivecen einmal mehr die entscheidenden Tore machte und die entscheidenden Aktionen in der Offensive setzte. So auch gegen FIAM. Die ersten beiden Tore erzielte Ivecen selbst, das dritte leitete er ein.

 

In giorni come questi…
Nach getaner Arbeit ließ sich Ivecen nach einer Stunde auswechseln. Er musste noch in der 1. Mannschaft ran. Dort schoss er – zeitlich eingebettet lediglich drei handverlesene brotlose Hackenzuspiele – anschließend ebenfalls ein Tor, bereite zwei weitere vor und belebte das Spiel der Vitesse durch seine Einwechslung spürbar.

 

Es war einer dieser verdammt guten Tage des auf dem Platz so einsatzfreudigen und daher so wertvollen, allerdings auch stets launigen und daher für Mitspieler meist anstrengenden Vitesse-Stürmers. Einer dieser verdammt guten Tage jenes Spielers, über dessen Tore sich FIAM wahrscheinlich ebenso azzurri ärgerte, wie über die zahlreichen Fehlgriffe der eigenen nicht etatmäßigen Torhüter, die an diesem Nachmittag sechs der insgesamt neun Vitesse-Treffer ermöglichten.

 

„Ach Özi, wenn du jedes Spiel mindestens zwei, drei Buden machst, kannste von mir aus auch im eigenen 16er mit der Hacke spielen“, frohlockte nach dem Spiel ein sieges- und biertrunkener Vitesse-Akteur, der (aus Gewissheit, dass auch Trainer und Vorstandmitglieder ab und zu Spielberichte lesen) gegenüber der anwesenden vereinsinternen Journaille darauf bestand, namentlich lieber unerwähnt bleiben zu wollen.

SV Vitesse Mayence II – SC Fiam Italia Mainz II 4:2 (3:2)

Aufstellung: Vos – Sengespeick, Krein, Wolf, Held – Köhler (57. Lenz), Lotz, Diehl (70. de Leon), Truch – Willberger, Ivecen (61. Oehrlein).

 

Tore: 0:1 (11.), 1:1 Ivecen (19./Truch), 2:1 Ivecen (35.), 3:2 Truch (39./Diehl), 3:2 (44./ET), 4:2 Oehrlein (68.)

 

Gelbe Karten: –

 

Beste Spieler: Ivecen, Vos.