Zweimal AG2
 
pelko. – Mittwochabend kurz vor 19 Uhr. In Alex Auto steigen, ein kurzes „na, alles gut?“, ein gequältes Lächeln zurück, Kippe schnorren, Feuerzeug in Alex‘ Chaos-Auto suchen. Routine. Viele Worte benötigen wir nicht. Alex und ich kennen uns schon aus Zeiten, in denen man Samstag auf Sonntagnacht am Tresen des Schroeders sich selbst in die Startaufstellung der 1. Mannschaft von Vitesse Mayence diskutieren konnte.
 
Andere Zeiten auch für AG2
 
Doch die Zeiten sind vorbei. Während der langjährige Erfolgstrainer Kosta uns Mittwochs im Training ab und zu zum 5-minütigen Aufwärmtraining schickte und dies direkt mit Kritik wie „das sind doch Magath-Methoden“ (Daniel Meuren) oder „das ist absurd, so was in der Saison zu machen“ (Dara Hassanzadeh) kommentiert wurde, heißt es heute unter dem neuen jungen Trainerteam: 20 Runden um den Platz laufen!
 
Mit dieser alten Garde, zu denen die Oben genannten und unter anderem noch Anton Fluhr, Christian Klaes und Tom Bayer gehörten, konnte Alex seine größten sportlichen Erfolge feiern: Die Meisterschaften 2006 sowie 2009. Doch im Gegensatz zu diesen Mannen, die sich nur noch sporadisch beim Trainingsbetrieb der Vitesser blicken lassen, um sich dann wieder für Wochen (Skiurlaube, Toni) oder Monate (Elternzeit, Klaes / Dara) abzumelden, läuft Alex noch diese 20 Runden, um den Kampf um die Startelfplätze zugewinnen.
 
Ein Spiel hat 90 Minuten
 
In letzter Zeit spielt Alex, oder AG2 wie ihn seine jetzigen Trainer nennen, nicht mehr immer über die vollen 90 Minuten, Sonntagnachmittag, in der 1. Mannschaft. Doch dies wird – ja muss sich nach dem vergangen Sonntag wieder für den Rest der Saison ändern. Nach diesen zwei Dingern von AG2 kommen die Trainer an seiner Stammplatzgarantie nicht mehr vorbei.
 
Zwei Einwechslungen, zwei Punkte
 
„Dieser Sonntag übertrifft selbst Günter Netzers legendäre Selbsteinwechslung im DFB-Pokalfinale 1973 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln.“ So in etwa versuchte AG2, einem alten Teamkameraden diesen Sonntag zu beschreiben. Alex ist, soweit mir bekannt, der einzige Spieler der Fußballhistorie, der es schaffte, an einem Tag dank seiner Einwechselungen in zwei unterschiedlichen Spielen zweimal einen Zwei-Tore-Rückstand seiner Teams in ein verdientes Unentschieden zu verwandeln.
 
Alex kam in der 1. wie auch in der 2. Mannschaft zweimal zur Halbzeit von der Bank. Dank seiner ruhigen und durchdachten Abwehrspielweise, seines Stellungspiels, seiner immer noch körperlichen Fitness und seiner einfachen, aber extrem wichtigen kurzen Pässe auf den nächsten Mitspieler, brachte er die nötige Ruhe und Stabilität in die Abwehrreihen. Die talentierten und mit guten Technikern besetzten Sturmreihen beider Vitesse-Mannschaften dankten es ihm und konnten so in Ruhe ihre Tore schießen, sodass beide Mannschaften mit einem verdienten und wichtigen Punkt nach Hause fahren konnten.
 
Wenn im Sommer der etwa gleichaltrige Bayernprofi Xabi Alonso seine großartige Karriere beendet, bleibt Trainern wie Mitspielern von Vitesse Mayance nur zu hoffen, dass dieser AG2 seine ästhetisch unakzeptablen gelben Fußballschuhe nicht ebenfalls an den Nagel hängt, sondern weiter mit der Rückennummer 2 der 1. Mannschaft von Vitesse aufläuft und uns weiterhin Sonntag für Sonntag historische Fußballereignisse bescheren kann.