Gut erholt aus dem Urlaub
 
Fußballer sind nicht unbedingt die vorbildlichsten Sportler. Schon gar nicht B-Klassenfußballer. Etliche Kicker rauchen und für die meisten gehören drei Bier nach Training und Spiel dazu wie stinkende Leibchen und löchrige Stutzen. Und kaum ein selbsternannter B-Klassen-Messi lässt sich nur wegen eines Spiels am Sonntagmittag die Samstagnacht versauen. Alles halb so wild, es ist ja nur Hobby.
 
Aber der Zustand, in dem Neuzugang Jad Chehadi zur Partie von Vitesse Mayence bei der SG Harxheim erschien, war wirklich bedenklich. Stellen Sie sich vor, man würde Philipp Lahm nach einer Skat-Nacht mit Mario Basler, Uli Borowka und Walter Frosch aus einer dunklen Spelunke zerren und aufs Spielfeld stellen. Übel? Richtig, genau so sah Chehadi aus.
 
Die Stimme kratzig als hätte er im Urlaub in Malaga zwei Wochen lang nur Whisky getrunken und Reval geraucht. Die Augen müde, blutunterlaufen mit tiefschwarzen Ringen drunter. Irgendwer hatte ihm auch noch eingebrockt, Graßhoff aus der Neustadt, Jawid am Bahnhof sowie Farwad und Hasso in Marienborn abzuholen. Jads Laune war mies, richtig mies. An einer Kreuzung zur Sömmerringstraße nahm er zwei jungen Radfahrerinnen die Vorfahrt, fuhr sie um ein Haar über den Haufen. Doch als die beiden Mädchen Jad sahen, waren es sogar sie, die sich entschuldigten. Angst hatten sie nicht nur wegen des Beinahe-Unfalls…
 
Als hätte Jad also nicht schon genug ertragen müssen, stand das Heimspiel der 05er unmittelbar bevor und der Verkehr durch die Stadt lief zäh. Mit aggressiver Fahrweise verschaffte er sich etwas Zeit, um um 14:20 Uhr lediglich 20 Minuten zu spät mit vier Startelfkickern (inklusive Torwart) und der besten 14 aller Zeiten zum Treffpunkt in Harxheim zu erscheinen.
 
Die Abwehr von Vitesse, in der Jad ab 15 Uhr in der Innenverteidigung spielen musste, stand gut, auch deshalb sprang am Ende ein 4:1-Sieg heraus. Die Leistung der Defensive wurde jedoch mehr von Wittköpper, Dries und Kultham getragen als von Jad. Denn der stellte ab der 60. Minuten die Arbeit ein, nachdem er zuvor schon nicht unbedingt seine beste Leistung abgeliefert hatte. Ein Foul hart an der Grenze zur Notbremse nicht lange nach einem harten und mit gelb belohnten Einsteigen 10 Minuten vorher bescherten ihm die Ampelkarte. So richtig traurig schien Chehadi nicht, als er vom Platz musste. An der Seitenlinie machte er es sich Oberkörper-frei bequem und schoss ein paar Selfies. Eigentlich nicht der beste Zeitpunkt. Er sah immer noch scheiße aus.
 
Die Nachwehen seiner Malaga-Reise taten Jad im Übrigen noch sehr nachhaltig weh. Mittwochs verpasste er das Training, weil er sich nach der Arbeit hingelegt hatte und erst vier Stunden später aufgewacht war. „Denkt er, dass Gelb-Rot eine Sperre für ein Training bedeutet?“, witzelte Coach Marko Vrgoc. Jad nicht im Training, Pellmann die ganze Woche krank. Im Vitesse-Umfeld heißt es, dass am Sonntag die Zeit für AG2 gekommen ist – ein vorbildlicher Sportler, der immer gut aussieht.