Die zwei Gesichter der Vitesse.

1:5-Klatsche in Undenheim.

 

awo. – Auf dem Hartplatz des ortsansässigen Fußballvereins, den – suboptimal für auswärtig anreisende Stadtmenschen – auf der Landkarte nur 5 km und auf Verkehrsschildern nur ein “n” im Namen vom deutlich erfolgreicheren Ligakonkurrenten (Udenheim) trennen, zeigte Vitesse einmal mehr die Wandlungsfähigkeit eines Chamäleons. Was den Chinesen das Ying und Yang, Rappern das Hip und Hop oder Fahrstuhlmannschaften wie Arminia Bielefeld das Auf und Abzwischen Ligenzugehörigkeiten, ist den Mainzern C-Klasse-Kickern seit Monaten die leidvolle Gewissheit, Heim- sowie Auswärtsspiele bestreiten zu müssen.

 

Auswärts spielt Vitesse‘ zweite Mannschaft in der Regel auf fürcherlichen Hart- oder Naturrasenplätzen und kriegt vor allem deshalb ziemlich regelmäßig auf die Nuss. Bilanz der noch jungen Saison: 3 Spiele, 0 Punkte. Zuhause ermöglicht der solide bespielbare Kunstrasen an der Bretzenheimer Ulrichstraße dagegen ein deutlich kultivierteres Fußballspiel, weshalb Vitesse dort in der Regel die Oberhand gegen seine Gegner behält. Bisherige Bilanz: 3 Spiele, 3 Siege.

 

Die Partie gegen Undenheim war leider ein Auswärtspiel. Und als ob das nicht bereits schlimm genug wäre, zeigte das berechenbar unberechenbare Vitesse-Chamäleon  seine wandlungsfähige Fratze zusätzlich in einer zweiten Art und Weise: Die Mainzer legten zwei Halbzeiten auf die Asche, wie sie beide nicht unterschiedlicher hätten sein können.

 

Festival der Unzulänglichkeiten
Im Gegensatz zu den bisherigen Gastspielen (Kempten, Dexheim) der noch jungen Saison, war dieses Mal allerdings nicht in erster Linie ein schlecht bespielbarer Hartplatz Schuld an der erneuten Mainzer Auswärtsniederlage, sondern einzig Vitesse selbst. Die wohl schlechteste Halbzeit einer Vitesse-Mannschaft in den vergangenen 73 Monaten sorgte dafür, dass die Mainzer eigentlich bereits nach 45 Minuten die Heimfahrt antreten hätten können. 0:4! Peinlich.

 

Nichts von dem, was Vitesse sich vorgenommen hatte, setzten die Maizer im ersten Durchgang um. Aufbauspiel nahezu gleich null, Fehlpassquote bei 80%, Zweikampfverhalten desolat – nichts klappte. So konnte Udenheim mit „n“ quasi gar nicht anders, als die zahlreichen Torschussvorlagen der Gäste irgendwann auch einmal dankend anzunehmen. Dass mindestens drei der fünf Gegentore nicht nur in ihrer Entstehung ohne großen Aufwand vermeidbar, sondern auch haltbar waren, geschenkt. Mit Schleifchen drum.

 

Vitesse kann auch Auswärts, kann auch Hartplatz
Dass Vitesse nach nach der Pause die spielerisch und physisch klar dominante Mannschaft war, sich in Undenheims Hälfte fest- und zahlreiche Chancen herausspielte, nach hinten (zumindest bis zum Fünfmeterraum) nichts anbrennen ließ und auch einmal – durch eine wunderschön herausgespielte „One-Touch“-Direktkombination über 6 Stationen – das Tor traf , war die erfreuliche Erkenntnis des Nachmittags. Die schlechte war alles andere, was der Tag mit sich brachte – neben dem Ergebnis der Bundestagswahl (nichts für ungut, Wilke Held) auch das für Vitesse nach 90 Minuten.

 

Da sich gedemütigte Amateurkicker an Tagen wie diesen bekanntlich an jegliche Art sichtbarer Strohälme klammern, suchten die Mainzer nach dem Abpfiff Rat beim Schiedsrichter. Doch dieser kam der charmant vorgetragenen Bitte, für den offiziellen Spielbericht doch wenn möglich nur die zweite Halbzeit als Endergebnis anzuerkennen (1:1), leider nicht nach. Stattdessen fragte er die vom Platz schleichenden Vitesser sichtlich irritiert sowie mit einem Ansatz von Mitleid : „Warum habt ihr denn vor der Pause nicht einfach so gespielt?!“. Eine gute rhetorische Frage.

 

VfR Undenheim – SV Vitesse Mayence II 5:1 (4:0)

Aufstellung: Knoll – Held, Wolf, Fluhr, Klaes  (25. Ufelmann)  –  Lotz, Willberger – Zimmermann, Sowada, Petruschin (35. Klaes) – Truch

 

Tore: 1:0 (5.), 2:0 (23.), 3:0 (27.), 4:0 (44.), 4:1 Klaes (78.), 5:1 (80.)

 

Gelbe Karten: –

 

Bester Spieler: Willberger