Wenn ein Meisterschaftsspiel 107 Minuten dauert.

Die 1b erarbeitet sich 4:1-Pflichtsieg bei FIAM.

awo. – Als Schiedsrichter hast Du es nicht einfach. Pfeifst du gut, interessiert es eigentlich keinen, wird ja vorausgesetzt. Pfeifste schlecht, kriegste definitiv dein Fett weg – und wirst nicht selten eigens in Spielberichten erwähnt. Auch zum Spiel der 1b von Vitesse bei den Italienern von FIAM bleibt es dem Schiedsrichter vorbehalten, als Aufhänger für den Spielbericht zu dienen.

 

Nicht, dass der Schiri es darauf angelegt oder gewollt hätte. Über ein zu großes Ego verfügte er wahrlich nicht. Aber genau darin lag leider auch des Pudels kerniges Problem: Zu keiner Zeit machte der Unparteiische den Eindruck, als ob er das Spiel im Griff gehabt hätte, wenn nötig durchgegriffen hätte, schlicht seine Aufgabe erfüllt hätte. Es fehlte jegliche Linie. Was bei Spielen gegen für ihre Wehleidigkeit, aber vor allem auch für ihr Temperament bekannte Südländer durchaus ein gefährliches Konfliktpotenzial birgt.

 

Wenn zum Beispiel (aus Angst?) die Pfeife auch stumm bleibt, obwohl sie bereits zum Mund geführt wurde; wenn ein Schiedsrichter bewusst weghört, obwohl er von einem neben ihm stehenden Spieler homophob beleidigt wird; wenn er beide Teams im Minutentakt mit unnachvollziehbaren Entscheidungen verwirrt; wenn er ohne ersichtlichen Grund einmal sechs(!!!!!!) Minuten und einmal elf(!!!!!!!!!!!) Minuten nachspielen lässt; wenn er vermeintlich Strafstoß-würdige Szenen mit der Begründung „dann gibt es wenigstens Eckstoß“ konzessions-entscheidet – ja, dann ist die Frage durchaus angebracht, warum der SWFV überforderte Schiris wie diesen überhaupt Spiele im Herrenbereich pfeifen lässt. Damit macht sich niemand einen Gefallen. Ab in die D-Jugend auf’s Kleinfeld!

 

„Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten pfeifen“ (Kabarettist Dieter Nuhr)
Dass der Schiri auf beiden Seiten konsequent schlecht pfiff (wenn er überhaupt pfiff), macht die Sache nicht besser, eher bedauernswerter. Wie hätte der Unparteiische eingegriffen, wenn die ein oder andere verbale Auseinandersetzung zwischen den Spielern eskaliert wäre?! Ein derartiges Szenario bestand kurz vor Abpfiff leider durchaus. Wäre alles vermeidbar gewesen.

 

Dass die Italiener trotz einiger gegen ihre Gunsten geahndeter Aktionen alles in allem im Rahmen des Erlaubten fair blieben, muss ihnen daher hoch angerechnet werden.

 

Vitesse wiederrum erwiderte die zahlreichen seltsamen Pfiffe meist mit stoischer Ruhe und gleichgültiger Gelassenheit, konzentierte seine Energie vor allem in schnelle Angriffe über die offensivstarken Außen sowie Rückkehrer Poschmann in der Zentrale – und entschied das Bretzenheimer Derby im Grunde bereits durch einen Doppelschlag kurz vor der Halbzeit.

 

Vitesse verwaltet Arbeitssieg
Nach der Pause verloren die Gäste für längere Zeit den Faden, gestatten den Italienern eine längere Drangphase. <schlechtes Wortspiel Beginn> Diehl fand den Faden dann aber zum Glück doch noch irgendwo in der FIAM-Hälfte liegend, hob ihn auf, nahm ihn mit auf die Reise und schnürte mit ihm rechtzeitig den viel zitierten, ominösen „Sack“ zu. </schlechtes Wortspiel Ende>

 

Als der Schiedsrichter nach 107 Minuten endlich abpfiff, freute sich Vitesse über den ersten „3er“ nach fünf Pleiten in Folge – und die danach spielenden ersten Mannschaften beider Teams über die Gewissheit, dass sie die Endphase ihrer zweiten Halbzeit auf dem ohne Flutlicht-Masten ausgestatteten seifigen Rasenplatz in Dunkelheit zu Ende bringen durften. Und so drückte der Schiri – ohne es zu wollen – gleich zwei Spielen den eigenen Stempel auf. Bravo.

 

SC F.I.A.M. Italia Mainz II – SV Vitesse Mayence II 1:4 (1:3)

Vitesse: Knoll – Petruschin, Wolf, Krein, Knichel – Diehl, Esser [C] – Zimmermann, Poschmann (77. Klaes), Vos (46. Ritzel) – Truch.

 

Tore: 0:1 Poschmann (15.), 0:2 Poschmann (38./Zuspiel Truch), 0:3 Truch (39.), 1:3 (41.), 1:4 Diehl (84.)

 

Gelbe Karte: Poschmann.

 

Schlechtestes Schuhwerk: Petruschin (so ca. 8 Ausrutscher)

 

Beste Spieler: Knichel, Poschmann, Esser, Knoll