„Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh“

Vitesse verliert mit 4:1 bei FIAM.

 

agr. – „Langsam muss der Vorstand mal die Trainerfrage stellen“, merkte Coach Thomas Bayer nach der 4:1-Niederlage bei FIAM selbstkritisch an. Acht Niederlagen aus den letzten neun Spielen, zuletzt sechs Pleiten in Serie. Es gibt wohl in der Tat jede Menge Klubs, in denen der Präsident am Sonntag vor die Kameras getreten wäre, um zu verkünden, dass sich der Trainer einen Job suchen kann.

 

Aber so ist Vitesse nicht. Bayer zeigt mit seiner nicht bierernst gemeinten Aussage nur, dass er die Abläufe seines Vereins genau kennt: Wenn hier jemand den Trainer feuert, dann der Trainer selbst. Was dem Vorstand in normalen Zeiten den Vorwurf der Lethargie einbringt, kann in Krisenzeiten als schlaue Taktik ausgelegt werden: Ruhe bewahren und weitermachen.

 

Denn es sind gewiss nicht die Trainer, die die derzeitige Schwäche des Teams zu verantworten haben. Neben den Personalsorgen lässt sich die Krise mit einer uralten Weisheit am besten beschreiben: Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu.

 

Erst hatten sie kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu

Auch am Sonntag stand wieder eine ordentlich besetzte Truppe auf dem Platz, selbst die Bank war mit Scholze und Ivecen hervorragend besetzt. Erneut zeigte das Team auf dem schwer bespielbaren Rasen, dass es schöne Spielzüge zustande bekommt. Allein beim Abschluss – da ist nicht nur Pech, sondern einfach ein Mangel an torgefährlichen Spielern schuld – geht aktuell nicht viel bei Vitesse. Und die Defensive ist nach wie vor zu anfällig.

 

Doch beim Stand von 2:1 für den Gegner hätte Vitesse, dem ein Schub Selbstvertrauen nicht schaden würde, einen Elfmeter bekommen müssen. Ein ganz klares Foul IM Strafraum sah der unsichere Schiedsrichter außerhalb und entschied auf Freistoß. Noch ein paar Minuten versuchte Vitesse mit dem eingewechselten Scholze gegen die Niederlage anzukämpfen, ehe das 3:1 der Gastgeber allen Hoffnungen ein Ende bereitete.

 

Das Schlimme ist, dass man nach den Spielen nie so richtig weiß, was man denn eigentlich anders machen könnte, um mal wieder als Sieger vom Platz zu gehen. Niemand schießt absichtlich am Tor vorbei und niemand produziert in der Abwehr Fehler, weil er gerne Gegentreffer bekommt. Der Einsatz stimmt, allen voran Friedrich und Bayat kämpfen um jeden Ball. Fußball-Experte Hennes Lorentz fasste es nach der Partie an seinem Stammplatz an der Theke der Gaststätte Leiter’chen – wie immer ohne auch nur eine Minute gesehen zu haben – mit einer weiteren Phrase treffend zusammen: „Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh.“

 

SC FIAM Italia Mainz – SV Vitesse Mayence 4:1 (2:1)

Vitesse: Ajiginni – Graßhoff, Friedrich, Vrgoc, Mujkic (46. Scholze) – Poschmann (60. Ivecen), Bayat, Ufelmann, Grütz – Dehm – Coelho.

 

Tore: 1:0 Marino (28.), 1:1 Coelho (36.), 2:1 Marino (37.), 3:1 Brancaccio (63.), 4:1 Brancaccio (88.)

 

Gelbe Karten: Bayat, Ivecen, Vrgoc

 

Beste Spieler: Ajiginni, Scholze