Schweinefleisch, Ouzo-Cola und purer Sex.

Beim Saisonabschluss der 1. und 2. Mannschaft haben sich alle lieb.

awo. – Wie das letzte Saisonspiel der 1b gegen den ungeschlagenen Klassenprimus Sörgenloch/Udenheim (205:12 Tore vor der Partie) ungefähr laufen würde, war im Grunde bereits vor Anpfiff klar. „Ein Sieg von uns ist da ja eher unwahrscheinlich“, prognostizierte Vitesse-Außenverteidiger Sengespeick bereits in der Trainingswoche. Seine Prognose erwies sich als ziemlich treffend.

 

„Ja gut, 1:10 sieht schon ziemlich deutlich aus, aaaaber…“ (Sascha Poredda)

Allerdings, und soviel Selbstbeweihräucherung darf erlaubt sein: Nach dem 0:2 brachte Vitesse die mit Abstand beste Abwehr der Liga einige Male in Schwierigkeiten. Zwar nur bis kurz vor der Halbzeit und nur ca. 20 Minuten lang. Aber hey, immerhin 20 Minuten. In dieser Phase zeigten die Mainzer, dass sie mit jedem Team der Liga mithalten können.

 

Die restlichen 70 Minuten zeigte Vitesse dann aber auch ziemlich oft, warum die Tabelle doch nicht immer lügt. Und so triumphierte der ungeschlagene Klassenprimus (215:13 Tore nach dem Spiel) letztlich noch relativ deutlich.

 

Hassanzadeh brilliert beim Aufwärmen

Doch die höchste Saisonniederlage juckte bei Vitesse offensichtlich niemanden so richtig. Schließlich hatten die Spieler ja auch allen Grund, mit der Saison zufrieden zu sein: Gerade mal 98 Gegentore ließen sie in 30 Spielen zu. Die 100-Gegentor-Schallmauer hatte Vitesse damit also höchst souverän vermieden zu durchbrechen.

 

Viel wichtiger als das Ergebnis zum Saisonabschluss gegen den Meister waren daher – bereits vor dem Spiel – ganz andere Fragen: Zum Beispiel die, was und wie viel es nach dem Spiel zu essen und trinken geben würde (dazu einige Abschnitt weiter unten mehr). Oder die, ob der zur Winterpause abwanderungswillige Leistungsträger Vrgoc seine gelben Karten auch 2015 noch für Vitesse sammelt.

 

Gegen 12.40 Uhr stellte sich dann eine zusätzliche Ad-Hoc-Frage: Die, ob es der verspätet eingetroffene Dara Hassanzadeh bis zum Anpfiff doch noch rechtzeitig schaffen würde, eine (passende) Hose im Trikotsatz zu finden.

 

Purer Sex: Hassanzadehs Aufwärm-Oufit (Foto: eju)

Purer Sex, Teil 1: Hassanzadehs Aufwärm-Oufit (Foto: eju)

 

 

Taktikfuchs Klaes geht auf Nummer sicher

Viele Spieler waren auch gespannt, ob es Coach Klaes dieses Mal (im Gegensatz zur Vorwoche in Oppenheim) schaffen würde, vor dem Spiel in der Kabine – in weniger als drei Minuten und ohne verstörte und mitleidige Hilfsappelle mehrerer Spieler – genügend Namen für die Startelf an die Tafel  zu kritzeln.

 

Klaes war vorbereitet, meisterte diese Hürde souverän. Wahrscheinlich klangen ihm noch Hassanzadehs geduldige Worte „Klaes! Zehn Feldspieler und ein Torwart!“ aus Oppenheim in den Ohren.

 

Um für die Taktikbesprechung auch ohne sein trügerisches Erinnerungsvermögen genügend abgesichert bzw. vorbereitet zu sein, heckte Klaes – der alte Fuchs – vorher zusätzlich einen todsicheren Plan aus: Er ging auf Nummer sicher und schrieb einfach die Namen aller 16 anwesenden 1b-spielberechtigten Vitesser – ohne Position – in einer Liste untereinander auf die Taktiktafel. Dann wurde ausgelost, wer spielt.

 

Spielertrainer Fluhr pirminschweglert Kapitän Wolf

Somit schob Klaes die Verantwortung – sowie den Hass aller nicht für die Startelf Berücksichtigten – galant und subtil an Trainerkollege Fluhr weiter. Der wiederrum, bereits in Spielkleidung, erkannte und nutzte sofort die Gunst der Stunde, indem er Defensivrisiko Kapitän Wolf perfide mit der rhetorischen Frage überrumpelte, sich für Fluhr die erste Halbzeit doch bitte auf die Bank setzen zu wollen.

 

Klaes‘ schelmisch augenzwinkerndes „Ich hoffe, das geht klar für Dich“ in Richtung des Degradierten im Schutze der Passkontrolle und im Beisein des Schiedsrichters ließ Wolf wenig Raum für eine (ehrliche) Antwort [Und irgendwo im Schwabenland öffnete Ex-Frankfurt-Coach Armin Veh in diesem Moment eine Flasche Wein und dachte grinsend an seinen Ex-Kapitän Pirmin Schwegler].

 

Doch auch sonst dominierte bei Vitesse an diesem Tag der Teamgedanke. Nicht nur während des 90-minütigen Spiels.

 

Teamgeist und Harmonie – auch in der nächsten Saison

 

Abschlussgrillen 25.05.2014 (Foto: awo)

Abschlussgrillen 25.05.2014 (Foto: awo)

 

Noch in Spielkleidung stellte die Mannschaft nach Abpfiff auf Zuruf von Fluhr basisdemokratisch (wieder mal mit Handzeichen) einstimmig personelle Weichen für die kommende Saison. Der Coach bedankte sich bei dieser Gelegenheit beim Team für eine tolle Saison und betonte ausdrücklich, dass er sich auch für die kommende Spielzeit die gleiche Mannschaft und den gleichen Zusammenhalt wünscht. Applaus von jedem Spieler. Feierabend.

 

Noch weit nach Abpfiff, bis in den späten Abend hinein, bis zum Ende der Abschlussfeier, lag in der Luft über der Sportanlage an der Ulrichstraße eine angenehme Brise unbeschwerter Harmonie. Man konnte sie förmlich schnuppern, ja aufsaugen.

 

Manch ausdauernder Vitesser brachte sie zu später Stunde noch weiter zu einer ominösen „Electro-Party irgendwo in Mombach“. Die Facebook-Nachricht („Nie wieder Alkohol!“)  eines am Montagmorgen arbeitspflichtigen Vitessers  lässt vermuten, dass der Teamgedanke auch in Mombach ausgiebig und prächtig harmonierte.

 

Abschlussfeier am „Leiter’che“ mit Wohlfühlatmosphäre

Szenenwechsel zurück: Angereichert wurde die Wohlfühlatmosphäre unter anderem durch den Geruch von Gegrilltem und hausgemachten Salaten am „Leiter’che“. Neben Wurst, Steak, Salat, Bier, exquisiten Ouzo-Cola-Mischungen und den üblichen tiefgehenden, schonungslosen Spielanalysen und Saisonbilanzen ausgemachter Fußball-Experten gab es zusätzlich: tolle Fotos. Zum Beispiel dieses hier (von einem ausgemachten Fußball-Experten):

 

Dara

Purer Sex, Teil 2: Maurerdekoltee von ********* (Foto: ***)

 

 

Und so ließen es sich die Spieler, Trainer, Funktionäre und Freunde der Vitesse-Fußballabteilung bei reichlich gegrilltem, reichlich Getränken und reichlich Fachgesprächen nach dem Spiel reichlich gut gehen.

 

(Fast) alle waren sie gekommen: der Präsi, der Vorsitzende, die treuen Spielerfrauen sowie – bereits früh zur Partie der 1b – zahlreiche Spieler der ersten Mannschaft, deren Spiel kurzfristig ausfiel; u.a. der Ufelmann, der Müller, der Scholze, der Poschi, der Özi und der Dries.

 

Präsenz zeigte auch Vitesse-Schiedsrichterlegende Wright, der – aus einem schier unerschöpflichen Schatz an skurrilen Geschichten seiner 22-jährigen, ereignisreichen Schiri-Laufbahn – tief in der Anekdoten-Kiste stöberte.

 

An 1a-Captain Dehm ging all das vorüber. Ihn traf die Spielabsage am wunden, familiären Punkt. Seine Eltern waren extra zum Spiel des Sohnemanns aus dem Süden angereist. Familie Dehm nutzte die ungeplante Freizeit zum ausgedehnten Standard-Touri-Kulturgrogramm in der Mainzer Altstadt samt Rhein-Promenade.

 

Nicht nur Vrgoc weiß: Ein Vitesser held was er verspricht!

Sogar Vitesse-Polit-Nachwuchshoffnung Held (offizieller Wahlslogan zur am gleichen Tag stattfindenden Kommunalwahl: „Der Hel:d was er verspricht“) ward bis abends am „Leiter’che“ gesehn. Er zog damit das gemütliche und ungezwungene Beisammensein mit Fußballkammeraden dem elitärem Scampi-Lutschen, Edel-Sekt-Nippen und den obligatorischen medial-inszenierten AfterWahl-Zusammenhaltsbekundungen von spießbürgerlichen, etikettengezwungenen Krawatten-Trägern und Chanel-Gardinen-Trägerinnen an der konservativen Polit-Front des Mainzer Rathauses vor.

 

Kurz: Schön, wenn Politiker nicht den Kontakt zur Basis verlieren. Darauf ein Pils!

 

Abschlussgrillen 25.05.2014 (Foto: awo)

Abschlussgrillen 25.05.2014 (Foto: awo)

 

 

Willbergers Odysee: Griechisch-Sprachkurs und Schweinewurst vom Türken

Pils gabs natürlich auch im Biergarten des „Leiter’che“ reichlich. Dort erfuhr Vitesse-Teutone Willberger von Vitesse-Griechen Yannis „Ciro“ Koukoulis während eines spontanen A1-Sprachkurses unter anderem, dass das griechisch ausgesprochene „Nee“ dem deutschen „ja“ entspricht. Komplett war Willbergers Verwirrung, als Koukoulis erklärte, dass die griechische Höflichkeitsetikette zusätzlich einen Unterschied zwischen einem dezenten und einem energischen Kopfnicken vorsieht.

 

Willberger flüchtete sich, erschöpft vom kulturellen Wirrwarr, in den Genuss deutschen Bieres und deutscher Schweinebratwurst. Doch am Grill angekommen setzte sich des Teutonen interkulturelles Intermezzo fort: Mit Grillmeister Özdemir brutzelte dort ausgerechnet ein Schweinefleisch-Verweigerer Schweinefleisch. Schmeckte trotzdem. Dennoch: Der Überlieferung nach trank Willberger ab diesem Moment für den Rest des Abends nur noch Ouzo. Ohne Cola.

 

 

SV Vitesse Mayence II – SG Sörgenloch/Udenheim 1:10 (1:4)

Vitesse: Knoll – Sengespeick, Fluhr (46. Wolf (90.), Cirillo, Held – Billet, Vrgoc – Zimmermann, Hassanzadeh (80. Arnold), Arnold (46. Poredda) – Willberger (58. Alusse)

 

Tore: 0:1 (5.), 0:2 (12.) 1:2 Willberger (15./Zimmermann), 1:3-1:5 (31.-50.), 1:6 (53./ET), 1:7-1:9 (57.-74.), 1:10 (86./FE).

 

Gelb-Rote Karte: Vrgoc (90.)

 

Beste Spieler: Knoll (ja, trotz 10 Gegentoren), Willberger (4), Zimmermann (3).

 

Kürzester Kapitän der Vitesse-Geschichte: Poredda (für ca. 7 Sekunden bis zum Abpfiff)

 

Sahnetag: Vrgoc (nur 2 Karten trotz 15 Fouls)

 

Scheißtag: Wolf (als Kapitän kurzfristig auf die Bank degradiert, eingewechselt, Eigentor, 3 blaue Zehen, ausgewechselt)

 

Meistgehörter Satz bei der Abschlussfeier: „Nächste Saison wird alles besser…“