Vitesse scheitert an Unvermögen, Dummheit, Pech und am Schiri.

Unnötige 3:4-Pleite beim MTV 1817. Zwei Platzverweise in vier Minuten.

 

awo. – Nein, bisher ist es noch nicht die Saison des Michael Sowada. Der spiel- und zweikampfstarke Vitesse-Neuzugang aus Kastel stand bisher bei zwei von vier Pflichtspielen für die Mainzer auf dem Platz – beide Male verlor Vitesse, ohne Sowada gab es zwei Siege in zwei Spielen. Leicht zweifelnd, ob diese ernüchternde Statistik (Zahlen lügen ja bekanntlich nie) vielleicht einzig auf sein eigenes Mitwirken zurückzuführen sein könnte, äußerte sich der Neuzugang unter der Woche vor dem Spiel beim MTV 1817 ebenso unmissverständlich und entschlossen, wie er auf dem Platz jeden Zweikampf bestreitet: „Wenn wir auch das nächste Spiel verlieren, gebe ich meinen Pass zurück und reiche sofort meinen Rücktritt ein.“

 

Nun, nach Sowadas drittem Spiel und der dritten Niederlage im Dress der Vitesse ist zu hoffen, das der Neuzugang seinen zuvor in Galgenhumor gekleideten Worten keine Taten folgen lässt. Denn der etatmäßige Mittelfeldspieler lieferte auf der für ihn ungewohnten und ungeliebten Position des linken Außenverteidigers eine äußert starke Partie ab, hatte nach hinten alles im Griff und im Spiel nach vorne stets das Auge für den am besten positionierten Mitspieler. Zusammen mit dem hinter der einzigen Spitze aufgebotenen Coelho, der das Offensivspiel der Vitesse vor allem in der Anfangsphase äußert belebte, war Sowada der beste Akteur bei den Gästen.

 

Kein gutes Wochenende für Sympathisanten des 1. FC Kaiserslautern
Allerdings ist auch auch zu hoffen, dass der im Ruhrpott geborene, im Saarland aufgewachsene, auf den Rängen des Fritz-Walter-Stadions sozialisierte und nebenan auf den Trainingsplätzen des FCK bis zur C-Jugend ausgebildete Vollblut-Lauterer in den kommenden Spielen auf dem Platz auch weniger Worte sprechen lässt. Zumindest immer dann, wenn Spielansetzungen durchsickern lassen, dass Vitesse Schiedsrichter zugeteilt bekommt, die dazu neigen, kleinlich durch das inflationäre Verteilen von gelben und roten Karten auf fragwürdige Weise Farbe in ihr tristes Leben triste C-Klassen-Partien zu bringen. Denn so war es für das Spiel der Vitesse am 4. Spieltag bei den 1817ern äußert ärgerlich, dass ausgerechnet Sowada beim Stand von 3:3 in der 69. Minute wegen Meckerns des Feldes verwiesen wurde.

 

Nach der peinlichen und erniedrigenden 0:4-Niederlage des 1. FC Kaiserslautern unter Coach Franco Foda in der 2. Bundesliga Tags zuvor gegen Nobody VfR Aalen sowie einer von zahlreichen Fehlentscheidungen des Unparteiischen – zwei der ersten drei Vitesse-Gegentore wären ohne ungerechtfertigte Freistoß-Pfiffe nie gefallen – äußerte Sowada, seines Leidenszeichens langjähriges, gebrandmarktes FCK-Vereinsmitglied, seinen Unmut über die subjektiv empfundene und objektiv nachweisbare Ungerechtigkeit einer nicht geahndeten Abseitsposition und kassierte gelb – so weit, so normal, so verständlich, so im Nachhinein vermeidbar.

 

Ein Unding allerdings, dass sich Sowada wegen eines anschließenden Leise-vor-sich-her-Murmelns (offizielle Schiedsrichter-Begründung im Spielbericht), dessen genauer wörtlicher Inhalt vom Unparteiischen gar nicht verstanden wurde (offizielle Aussage des Referees an den „Sünder“!) zusätzlich eine zweite gelbe Karte einfing. Unklar, welcher rote Teufel in dieser Situation in den grün gekleideten Schiedsrichter gefahren war, sodass letzterer Sowada ersteren zuschob.

 

Frankfurter und Lauterer in Mainz vereint: gemeinsam vom Platz fliegen
Das dumme: Nach Sowadas ungerechtfertigtem Platzverweis war Vitesse nur noch zu neunt. Denn nur drei Minuten zuvor war auch Vitesse-Innenverteidiger Wolf nach dem gleichen Vergehen, Meckerns, vom Platz geflogen. Einziger Unterschied: Der Frankurter im rheinhessischen Wolfspelz murmelte nicht, sondern artikulierte sein Unverständnis über eine vermeintlich folgenschwere Fehlentscheidung in einem leicht (zu) erhöhten Dezibelbereich. Der Schiedsrichter hatte ein klares Foul an Vitesse-Torhüter Ajiginni nicht geahndet, stattdessen zum Mittelkreis ge- und damit ein Tor gegen die Gäste angezeigt und erst nach längerem, untätigem Zögern den Spielern stillschweigend undurchsichtig – für den immer noch echauffierten Wolf nicht hörbar – „klar“gemacht, dass das Tor doch nicht anerkannt wurde. Zu spät für den Vitesse-Verteidiger, der besser einfach seinen Mund gehalten hätte!

 

Auch wenn beide Platzverweise völlig überzogen bzw. unbegründet waren, erwiesen Sowada und Wolf dem Team durch ihr ausgeprägtes Gerechtigkeitsverständnis unbestritten einen Bärendienst. Mit elf Mann hätte Vitesse sehr wahrscheinlich einen Sieg eingefahren. Umso bemerkenswerter, dass die verbliebenen acht Felspieler der Vitesse trotz doppelter Unterzahl dem Gegner, u.a. läuferisch, überlegen waren. Vitesse hatte in den letzten 20 Minuten mehr Spielanteile und Chancen. Doch leider wollte das verdiente Tor zum 4:4-Ausgleich nicht mehr gelingen.

 

Vitesse lässt zu viele Chancen ungenutzt und patzt auch hinten
Bereits in der ersten Halbzeit versäumte Vitesse in einem unterhaltsamen Spiel aus zahlreichen Einschussmöglichkeiten Kapitel zu schlagen. Die größte Chance vergab dabei – es regnete offenbar schlechtes Pfälzer Franco-Foda-Karma über dem neuen Kunstrasenplatz der 1817er – mit Hassanzadeh ein weiterer FCK-Leidgenosse. Das Vitesse-Urgestein hatte beim Stand von 1:0 das 2:0 auf dem Fuß, allerdings zu viel Zeit zum Überlegen und scheiterte freistehend. Mensch Foda, trete zurück, dann haben unsere Spieler bei Vitesse den Kopf wieder frei!

 

Ein frühes zweites Tor hätte das Spiel vermutlich in eine andere Bahn gelenkt. Doch auch hier ist der Konjunktiv der Feind der Realität. Letztere überkam die aufopferungsvoll agierenden Gäste letztlich in den in der Überschrift aufgezählten spielentscheidenden Faktoren. So kassierte Vitesse jedes seiner Gegentore zweifelsfrei auch durch eigenes Verschulden. Beispielsweise gingen den zwei bereits oben erwähnten Freistößen, die zu Gegentoren führten, neben unverständlichen Pfiffen des Schiedsrichters zusätzlich auch folgenschwere Fehler im Deckungsverhalten sowie in der Zweikampfführung voraus.

 

Mann muss in der Spielanalyse also fair sein und differenzieren: Nicht alles lag ausschließlich am Schiedsrichter (oder Franco Foda). Das Entscheidende allerdings schon. Und so blieb es letztlich beim unglücklichen 3:4 zugunsten des MTV. Ein Ergebnis, das dem Spielverlauf nicht gerecht wird. Eine Niederlage die wurmt, weil Vitesse besser, aber in den kleinen entscheidenden Situationen nicht clever genug war.

 

TV Mainz 1817 II – SV Vitesse Mayence II 4:3 (3:2)

Aufstellung: Ajiginni – Held, Wolf, Krein, Sowada – Köhler, Hassanzadeh – Willberger, Coelho, Oehrlein (75. Zimmermann) – Truch. 

Tore: 0:1 Coelho (15./nach Querpass von Hassanzadeh), 1:1 (24.), 2:1 (32.), 2:2 Truch (38./Abstauber nach Distanzschuss von Oehrlein), 3:2 (42./direkter Freistoß), 3:3 Willberger (48./nach Zuspiel von Truch), 4:3 (71.)

 

Gelbe Karten: Coelho, Hassanzadeh, Krein

 

Gelb-Rote Karten: Wolf (65./Meckern), Sowada (69./Meckern)

 

Beste Spieler: Sowada, Coelho