Für die Geschichtsbücher:

Vitesse dreht 0:4 gegen UDP in ein 11:5.

awo. – Ja, was war da denn bitteschön los? Es ist nur schwer in Worte zu fassen, was sich am 12. Spieltag der Kreisliga C Mainz-Bingen Ost, Gruppe 2, zwischen 13 und 14:45 Uhr an der Mainzer Ulrichstraße abspielte.

 

Hätten sich Zuschauer am Ort des Geschehens eingefunden und hätten diese auch noch Geld gezahlt, um das Bretzenheimer Derby zwischen der 1b von Vitesse und UDP II anzuschauen, sie hätten einiges für ihr Geld zu sehen bekommen: einen verrückten Spielverlauf mit 16 Toren in 90 Minuten, zehn davon alleine vor der Pause; dazu Protagonisten, deren Nervenkostüme spätestens zur Halbzeit derart Kraut und Rüben glichen, wie der Mageninhalt mehrerer Vitesse-Spieler bei einer ausschweifenden Erasmus-Oktoberfest-Sause zwei Tage zuvor. Kurz: Beide Teams betrieben Werbung für den (Kreisliga-)Fußball.

 

Nach nur drei Minuten (!) lag Vitesse 0:3 zurück (!!). Nach neun Minuten 0:4 (!!!). Die taktische Vorgabe des Trainerteams, gegen die in der Offensive gut besetzten Portugiesen mit einer 3er-Kette zu spielen, die bis dahin noch nie (so zusammen) 3er-Kette gespielt hatte, erwies sich aufgenscheinlich als eher suboptimaler Ansatz.

 

Lenz mit „Tor des Jahres“, Hassanzadeh Opfer eines willkürlichen Systems

Kettenmitglied Lenz (ein ruhiger Zeitgenosse,  der sich mit seiner besonnenen Art aus dem bei Vitesse vorwiegend extroverierten Spielermaterial wohltuend heraushebt) äußerte sein Unverständnis und seinen stillen Protest über die vorgegebene Defensivstrategie unkonventionell aber subtil – als er mit dem Rücken zum Tor stehend den hinter ihm hinauseilenden Keeper Knoll unabsichtlich, dafür aber technisch umso hochwertiger und gekonnt per feinem Außenrist-Lop überlistete und das wohl schönste Eigentor des Jahres erzielte.

 

Für „Bahnschranke“ Knoll, der beim ersten Gegentor zuvor zwar die Fäuste ballte, dabei aber vergaß, die Fäuste auch zum Ball zu bewegen, war das nur die gerechte Strafe.

 

Nach der überfälligen taktischen Umstellung auf eine Viererkette – welcher auch Mittelfeldspieler Hassanzadeh durch eine Auswechlung nach nur 13 Minuten zum Opfer fiel  – wurde das Spiel der Vitesse  schlagartig besser. Deutlich. Noch bis zur Halbzeit (!) drehten die Grün-Orangenen die Partie in ein 6:4!!

 

Langweilige zweite Halbzeit: Nur sechs Tore

Nach Wiederanpfiff verkürzte UDP auf 6:5. Doch Vitesse wollte sich den Spaß am Spiel nicht vermiesen lassen und auch nicht mit dem Toreschießen aufhören.

 

Besonders die Polen-Connection Truch/Kapa hatte Spaß. Linksaußen Truch schoss im Verlauf des Spiels so viele Tore, wie in all seinen vorigen Saisonspielen zusammen (6). Vier davon bekam er auf dem Silbertablett von Rechtsaußen Kapa serviert.

 

Truchs Sturmpartner Vrgoc blieb dagegen blass, enttäuschte auf ganzer Linie, schoss nur lächerliche drei Tore. Noch schlimmer: So sehr sich Vrgoc auch mühte/redete, noch nicht einmal eine gelbe Karte wegen verbaler Scharmützel sprang für ihn heraus. Lag wohl am falschen Schiedsrichter, gegen FIAM und Uelversheim klappte das deutlich besser. Kurz: Es war einfach nicht Vrgocs Tag.

 

Die erste Mannschaft von Vitesse enttäuschte im anschließenden Spiel ebenfalls, schoss nur sechs Tore.

 

Stimmen zum Spiel:

„Schwer zusammenzufassen. So was habe ich noch nie erlebt. Sowas wird’s auch nicht mehr geben.“ (Zimmermann, perplex)

 

„Zwischen dem 0:3 und dem 0:4 lagen immerhin fünf Minuten. “ (Trainer/Defensivstratege Klaes, sah auch Positives in der Anfangsphase)

 

„Unfassbar“ (Präsident Jung nach dem 0:4, kopfschüttelnd, abwinkend)

 

„Unfassbar“ (Präsident Jung nach dem Spiel, kopfschüttelnd, abwinkend)

 

„Spektakulär. Sowas habe selbst ich in meiner turbulenten Kreisklasse-Karriere noch nicht erlebt. Da denkst du, die Messe ist nach neun Minuten gelesen und dann lief’s auf einmal“ (Torhüter Knoll; nur fünf Gegentore, stark.)

 

„!§$!%/$§!$§!“ (Hassanzadeh zu seiner Auswechslung nach nur 13 Minuten)

 

 

SV Vitesse Mayence II – UDP Mainz II 11:5 (6:4)

Vitesse: Knoll – Held, Krein, Lenz – Kapa, Köhler, Neumann, Hassanzadeh (13. Knichel), Zimmermann (46. Willberger) – I. Vrgoc, Truch (Brahim).

 

Torfolge: Sorry, bei so vielen Toren verlieren DFBnet-Chronisten schon mal den Überblick.
Zusammengefasst: Truch (6), I. Vrgoc (3), Zimmermann, Brahim.

 

Beste Spieler: Truch (3), Kapa (3 4 [per Honorar zugesicherter Nachtrag vom 31.08.2014])