Niederlagen der Gesichtslosen.

Vitesse weiter von Personalsorgen geplagt.

 

agr. – „Es hat richtig Spaß gemacht heute. Und ich fand, ich habe auch gut gespielt.“ Die Aussage nach dem 4:3-Auswärtssieg von Weisenau II gegen eine ambitioniert in die Runde gestartete Vitesse-Mannschaft stammt nicht etwa von einem glücklichen Gewinner. Toni Fluhr war der Mann, der der in eine bittere und unnötige Niederlage kumulierenden Katastrophenwoche bei Vitesse so viel Gutes abgewinnen konnte.

 

Fluhr tobte sich in den beiden vergangenen Jahren höchstens noch als Trainer oder Spieler der 2. Mannschaft aus. Seine Tage in der Ersten schienen eigentlich gezählt. Doch vielleicht war dies in der Tat das Positive, dass man aus dieser Woche ziehen konnte: Auf Alt-Vitesse ist Verlass. Trojan im Tor, Fluhr als Außenverteidiger, Graßhoff Innen, Hassanzadeh im Sturm. Wäre der ewige Schiedsrichterassistent Patrick Micke an diesem Sonntag tatsächlich mal zum Fahneschwenken angerückt, er hätte wohl glatt geglaubt, dass sich bei Vitesse in den vergangenen zehn Jahren nichts geändert hat.

 

„Irgendwann muss ja mal Schluss sein“

Vielleicht wäre er sogar ein wenig früher gekommen, hätte sich verwundert die Augen gerieben, dass da ein Hillesheim, ein Klaes, ein Ritzel, ein Kemmann und ein Ajiginni bei der Zweiten auf dem Platz stehen. „Fehlt eigentlich nur Kosta“, hätte er sich wohl gedacht. „Aber gut, der muss jetzt auch schon auf die 60 zugehen. Irgendwann muss ja mal Schluss sein.“ Er hätte ja nicht wissen können, dass Coach Moissiadis bis zu seiner jüngsten Verletzung vermutlich einer der Spieler mit den meisten Einsätzen in Zweiter UND Erster gewesen ist.

 

„Irgendwie ziehen wir die beiden Spiele am Wochenende durch“, soll Abteilungsleiter Graßhoff unter der Woche gesagt haben. So war es denn auch. Mit zwei Niederlagen. Aber ein Dank gilt all denen, die Frau und Kind zuhause gelassen oder mit zum Sportplatz gebracht haben, die die Arbeit haben liegenlassen, die sich angeschlagen zum Platz gequält haben. Auf Alt-Vitesse ist eben Verlass.

 

Nur leider wollten sich die älteren Herren die Woche drauf dann – verständlich – eben doch wieder den wichtigeren Dingen widmen. Die Partie der Ersten musste verlegt werden. Die Spieler, die gerne mal im Notfall noch ihre Schuhe schnüren, waren die, die früher die Mannschaft geprägt haben, ihr ein Gesicht gegeben haben. Momentan ist bei beiden Teams leider keines erkennbar.

 

SV Vitesse Mayence – SVW Mainz II 3:4 (2:1)

Aufstellung: Trojan – Fluhr (70. Wolf), Bayat, Graßhoff, Grütz – Mujkic (58. Held), Wesselmann, Ufelmann, Coelho – Dehm – Hassanzadeh.

 

Tore: 0:1 Wörsdörfer (19.), 1:1 Ufelmann (24.), 2:1 Bayat (32.), 2:2 Rauch (54.), 2:3 Rauch (65.), 3:3 Dehm (72.), 3:4 Brantzen (86.)

 

Gelbe Karte: Graßhoff

 

Beste Spieler: Fluhr, Ufelmann, Coelho, Dehm