Ein ganz normaler Sonntagnachmittag.

Vitesse verliert 3:1 in Friesenheim.

awo. – Nein, so macht Fußball keinen Spaß. Wieder führte der Spielplan Vitesse zu einem Auswärtspiel ins entlegene rheinhessische Umland. Wieder verlor Vitesse dieses Gastspiel, wieder völlig unnötig. Weil die Mannschaft einmal mehr in den entscheidenden Situationen vor dem eigenen und gegnerischen Tor genau das falsch machte, was man in diesen Momenten besser richtig macht: Tore schießen oder – wenn das schon nicht gelingt – zumindest Gegentore verhindern.

 

Was noch deutlich weniger Spaß macht, ist allerdings die ärgerliche und nervende Tatsache, dass sich seit Wochen regelmäßig mehr Vitesse-Spieler für eine Partie abmelden, als letzlich auf dem Feld die Knochen hinhalten. So erneut in Friesenheim. Dieses Mal sahen sich 12 tapfere Vitesser 17 einsatzbereiten Friesenheimern gegenüber.

 

Fliegende Wechsel im Zehn-Minuten-Takt, um die nur begrenzt vorhandene Kondition irgendwie kraftsparend und effizient über 90 Minuten zu verteilen, waren der aus der Not geborene Plan und die unabdingbare Folge. Petruschin raus, Hassanzadeh rein, Fluhr raus, Petruschin rein, Petruschin raus, Fluhr rein… So ging das über 90 Minuten, der neuen Wechselreglung sei Dank.

 

Der doppelte Zimmermann und der Offline-Köhler
Es hätten mehr Spieler auf der Mainzer Seite sein können – wenn nicht die ebenfalls personell arg gebeutelte 1. Mannschaft zeitgleich gespielt und zweckmäßig 1b-Kapitän Köhler sowie Neuzugang Zimmermann abkommandiert hätte. Dass beide Spieler davon bis 90 Minuten vor Spielbeginn nichts wussten und zum Treffpunkt der 2. Mannschaft erschienen, wird man als Außenstehender nicht zwingend bzw. wohl nie verstehen. Vitesse eben.

 

Nur so viel: Der vom Trainerstab über ein soziales Online-Netzwerk veröffentlichte Plan, Zimmermann in zwei Mannschaften an zwei gut 30 Kilometer voneinander entfernten Spielorten zeitgleich einzusetzen, erwies sich alleine aus physischen Gründen als nur schwer umsetzbar. Und dass Köhler in jenem sozialen Online-Netzwerk (nicht erst seit gestern) überhaupt nicht angemeldet ist, sondern stattdessen klassische Kommunikationsmethoden bevorzugt, … ach, was soll’s!

 

Die Taxi-Odyssee des Hassanzadeh
Zum Vitesse-typischen Organisations-und Personalchaos passte es dann auch nur allzu gut ins Bild, dass der für die Startelf vorgesehene Hassanzadeh dem Treffpunkt zur herrgottsfrühen Stunde (13:30 Uhr) in Bretzenheim unbeabsichtigt fernblieb.  „Dara, wir haben doch gestern Abend fünf Stunden darüber gesprochen, dass wir morgen in Friesenheim nur 12 Mann sind“, erinnerte Spielertrainer Fluhr den dann doch noch pünktlich zum Spielbeginn (15 Uhr) am Friesenheimer Sportplatz eingetrudelten Hassanzadeh in der Spielbesprechung an die aktuell akute Personalnot der Vitesser.

 

Hassanzadehs in ein leicht verdutztes Lächern gehülltes „Ich habe wohl vergessen, dass wir spielen“ verriet den anwesenden Mannschaftskammeraden, dass für das Vitesse-Urgestein offenbar ein „lohnender Abend“ (weiterer dezenter Hinweis Fluhrs) zwischen Samstagnacht und der Taxifahrt von Mombach direkt nach Friesenheim am Sonntagmorgen (ab ca. 14 :30 Uhr) gelegen haben musste. Was genau sich am Vorabend der Partie ereignte, ist Vitesse-Mayence.de nicht überliefert. Die vermutlichen Augenzeugen Fluhr und Klaes schwiegen sich zu Details aus. Vielleicht auch besser so. Die Vermutung, dass die Spielvorbereitung der Vitesse-Haudegen Vitesse-typisch eher C-Klassen-würdig denn unangemessen überambitioniert vorbildlich gewesen sein muss, bestätigte zumindest Fluhrs energisches Halbzeitlob an Linksverteidiger Klaes: „Ganz starkes Spiel, Christian. Wenn ihr wüsstet, was gestern alles war…“

 

Immerhin kein Herzinfarkt
Sportlich gesehen war der Nachmittag für Vitesse weniger lohnend. Wie eingangs erwähnt kassierten die Mainzer als zuverlässiger Punktelieferant die fünfte Pleite im fünften Auswärtsspiel. Vorne scheiterten unter anderem Truch und Willberger freistehend, sowie Hassanzadeh mit einem Kopfball am Pfosten. Hinten schoss Vitesse selbst das spielentscheidende 2:1 und damit Friesenheim zum Sieg. Wenn zu den akuten personellen Engpässen bei Vitesse auch noch Unvermögen im Torabschluss sowie im Toreverhindern hinzukommen, verliert man eben auch in Friesenheim.

 

Doch wahrscheinlich ist Frust-Schieben das falsche Mittel, um Niederlagen wie diese zu verdauen. Vielleicht sollte man einzig das Positive aus derartigen Spielen ziehen. Zum Beispiel, dass Vitesse seit einem gefühlten Jahr wieder einmal auf einem Naturrasen spielen durfte. Und dass dabei vor dem sich anbahnenden, langen, kalten Winter noch einmal bei schönem Spätherbstwetter die Sonne schien. Möglicherweise aber auch die Erkenntnis, dass „die Tabelle eh scheißegal“ und der Spaß am Spiel das einzig wichtige sei (Fluhr). Oder vielleicht das, was Hassanzadeh bei der Spielanalyse als das Positivste des Sonntagnachmittages für sich ausmachte: „Immerhin habe ich keinen Herzinfarkt bekommen.“

 

 

SV Friesenheim – SV Vitesse Mayence II 3:1 (1:0)

Vitesse: Knoll – Dünnebeil, Krein, Wolf, Klaes – Fluhr (39. Petruschin), Willberger – Ritzel, Diehl, Petruschin (25. Hassanzadeh) – Truch.

 

Tore: 1:0 Pantani (29.), 1:1 Truch (50./Diehl), 2:1 Eigentor Dünnebeil (70.), 3:1 Filipp (90. +1)

 

Gelbe Karten: –

 

Bester Spieler: Diehl