Marko Vrgoc: Zwischen Magerquark und Ron Mulata
 
Es ist – auch wenn Abwehrspieler Alexander Graßhoff es nach einem spannenden Fupa-Zweikampf mit Stipan Jakic erneut in die Elf der Woche geschafft hat – wohl mal an der Zeit, Marko Vrgoc einen Spielbericht zu widmen. Denn der 27-Jährige hat mit bislang sieben Toren maßgeblichen Anteil am aktuellen Höhenflug von Vitesse Mayence in der B-Klasse. Vitesse hat nach den Siegen gegen die vermeintlichen Titelaspiranten Sörgenloch und zuletzt in Schwabsburg (4:1) Anschluss zur Spitze.
 
Aber wer ist der Mensch hinter dem Torgarant im Vitesse-Sturm? Um den Charakter Marko Vrgoc zu verstehen, muss man zunächst einmal wissen, welche Anstrengungen er wöchentlich auf sich nimmt, um – fast – rechtzeitig zu Training und Spielen von Vitesse zu erscheinen: Weil seine Eltern den Ruhestand in Kroatien genießen und ihn knapp bei Kasse halten, muss der Neu-Student für seinen Lebensunterhalt mehrfach die Woche einige Stunden hart im Fitness-Studio arbeiten. „Ich sitze da am Empfang und rede mit den Kunden“, beschreibt Vrgoc seine Tätigkeit. Es ist im hoch anzurechnen, dass er trotz dieser körperlich fast unmenschlichen Plackerei trotzdem noch seinem Hobby nachgeht. Bisweilen muss Marko sogar zusätzlich noch Planzen gießen. Wie viel kann ein Mann alleine leisten?
 
Ein Glück, dass sein Architektur-Studium in den Semesterferien relativ ruht. Neben der harten körperlichen Tätigkeit ist ihm dank seines Studiums die Kultur, insbesondere die Baukultur, nicht fremd. So referiert er gerne bei einem Glas stillen Wasser vorm Kneipen über die Vorteile von Eckfenstern.
 
Fachgespräche bei Wasser sind aber nur die eine Seite. In Marko scheinen zwei Seelen zu ruhen. Denn an anderen Tagen (manchmal dienstags, immer mittwochs, ab und zu donnerstags, jeden Freitag und selbstverständlich samstags) schüttet er seinen Lieblingsrum Ron Mulata ins sich hinein, als gäbe es kein Morgen und zieht mit seinem Buddy Jörg Friedrich um die Häuser (das Endziel ist immer das Schon Schön).
 
Überhaupt, in Sachen Ernährung: Während er auf der einen Seite darauf achtet, wie er mit rohen Eiern zum Frühstück, Huhn am Mittag und dazwischen Magerquark, Riegeln und Shakes seine tägliche Dosis trainingsbegleitendes Eiweiß zu sich nimmt, muss er auf der anderen Seite auch mal eine Waldlaufeinheit fast abbrechen, weil er sich zuvor eine Currywurst gegönnt hat.
 
Der eine Marko schaut im Cafe Blumen jeder Hotpants hinterher und macht dabei sogar vor der Spielerfrau so manches Kameraden nicht halt. Der andere Marko aber fühlt sich eindeutig nicht nur menschlich, sondern auch erotisch zu Mitspielern hingezogen. Fast könnte man meinen, dass er es ist, der die Quote seines Bruders Marijo erfüllt, der einmal weise feststellte: „Statistisch gesehen müsste es in jeder Mannschaft einen Schwulen geben.“ Im Männerfußball dominieren nach wie vor Spitznamen wie Rambo, Mugel oder Hammer (gerne in der englischen Aussprache). Bei Marko heißen seine Nebenmänner Hausi, Rösi und Felli.
 
Für Vitesse – das steht fest – ist Marko spielerisch wie menschlich eine Bereicherung – vielleicht gerade wegen seines zwiegespaltenen Charakters. Bei Wasser oder Ron Mulata ist er stets ein interessanter Gesprächspartner und guter Zuhörer, der zudem immer einen Lebenstipp parat hat („Diäten sind eigentlich alle für den Arsch. Höchstens Weight Watchers taugt noch einigermaßen was.“)
 
Über das Spiel gegen Schwabsburg muss an dieser Stelle nichts mehr gesagt werden. Dass hat Trainer Marijo Vrgoc zur Genüge im Training analysiert. Höchstens noch, dass Alexander Graßhoff wirklich völlig verdient wieder in der Elf der Woche stand. Und bei der Telekom arbeiten mehr Menschen als bei Schott in der Nachtschicht, Stipan. Noch einmal passiert ihm das mit dem Spieler des Tages nicht!
 
Aufstellung:
Trojan – Henkel, Marijo Vrgoc, Graßhoff – Emsermann (46. Hausmann), Friedrich, Röser, Fellenberger, Samir – Jakic – Marko Vrgoc (78. Raubuch)
 
Tore:
0:1 Röser (8.), 0:2 Jakic (10.), 1:2 Liel (70.), 1:3 Marko Vrgoc (77.), 1:4 Jakic (89.)
 
Gelbe Karte: Marko Vrgoc.
 
Beste Spieler: Henkel, Fellenberger, Jakic.