Ronaldinho und die FuPa-Mafia
 
Seit Wochen ist Dirk Heinrich in überragender Form. Aus dem bisweilen unkonzentrierten Unsicherheitsfaktor in der Vitesse-Abwehr ist… ach ne. Andi Wittköpper führt einen seltsamen Lebenswandel. Obwohl er erst kürzlich mit seiner Freundin zusammengezogen ist (man könnte sich die beiden gut in der Küche vorstellen, Andi mit Schürze um die Hüfte), gibt er an, sich hauptsächlich von Döner zu ernähren. „Die begrüßen mich schon mit Handschlag“, strahlt Wittköpper und… laaaaaaangweilig.
 
Marko Vrgoc stoppt den Ball auf der linken Seite, weit in der gegnerischen Hälfte. „Lauf, lauf zur Grundlinie“, möchte man ihm zurufen. Doch wer hat einen Marko Vrgoc (Spitzname: Dicke) je bis zur Grundlinie laufen, geschweige denn sprinten sehen? Also flankt er aus dem Halbfeld. Lieber Vitesse-Nachwuchs: Korrekt wäre natürlich, zur Grundlinie zu dribbeln und erst dann zu flanken. Die Dinger aus dem Halbfeld kann man machen. Aber das ist dann meistens scheiße. Es sei denn, ja, es sei denn, ihr habt einen Alexander Graßhoff im Team.
 
Vrgoc flankt den Ball also in den Selzener 16er. „Graßhoff läuft rein, der versenkt jeden“, wird er sich gedacht haben. Und Graßhoff lief rein. Mutterseelenallein, obwohl die Partie beim Stand von 4:0 für Vitesse auf Messers Schneide stand und die Abwehrspieler Selzens noch hochkonzentriert waren, zog er Richtung 11-Meter-Punkt. Wahrscheinlich war AG17 einfach zu wieselflink. Der Ball senkt sich langsam, Vrgocs Zuspiele, das muss man ihm eingestehen, sind für B-Klassen-Verhältnisse schon ganz passabel – bewegte man sich auf B-Klassenniveau und nicht in der Graßhoff-Sphäre.
 
Graßhoff sieht also dieses Dreckszuspiel aus dem Halbfeld auf sich zu mäandern. Zu Regionalliga-Zeiten hätte er sich wohl stocksauer umgedreht und seinen Trainer mal so richtig rund gemacht, was er sich erlaube, dieses majestätsbeleidigende Zuspiel in den Strafraum zu dilettieren. „Wir wollen Spaß haben zusammen auf dem Platz, Spaß haben wie Ronaldinho“, hatte Vrgoc in seiner Motivationsansprache vor der Partie gesagt. „Ich hab zwar selten so einen Käse gehört, für mich bedeutet Fußball Krieg und nicht Spaß. Aber mein Gott, gebe ich denen halt Spaß“, dachte Graßhoff. Und er zog ab. Volley, Vollspann, in Überschall-Geschwindigkeit schlug das Leder unter der Latte ein, Selzens Aushilfstorwart Rambo war – natürlich, wollte er sich nicht die Hände brechen – chancenlos.
 
„Da habt ihr euren Spaß“, dachte Graßhoff. Nach zwei Sekunden der Totenstille ob der fußballerischen Hochkunst, derer sie gerade Zeugen werden durften, sprang die Vitesse-Bank (mit 25 nicht-zahlenden Zuschauern war die Kulisse erneut gigantisch) auf. Graßhoff nahm sein Tor leidenschaftslos zur Kenntnis. Es war ja nicht sein erstes in 15 Jahren Vitesse. Könnten schon so drei, vier gewesen sein. „Du hast gejubelt wie Dara“, kommentiere später Mitspieler Heinrich (wie eingangs erwähnt in überragender Form). Wahrscheinlich schwelgte Graßhoff in Gedanken in der guten alten Zeit, in der der Jubelperser Hassanzadeh und er noch unbeschwert ihre Jugend genossen und ronaldinho-mäßigen Spaß hatten. Die Gelbe Karte, weil Vrgoc ihm beim Torjubel die Hose runtergezogen hatte, nahm Graßhoff ebenso leidenschaftslos hin. Der Schiedsrichter hatte wohl keinen Humor. Die Nicht-Berücksichtigung Graßhoffs in die Elf-der-Woche ist ein erneuter Skandal der FuPa-Mafia.