Integration gelingt trinkend spielend.

Neuzugang K. auf dem Weg zum „Spieler der Saison“.

 

awo. – Bereits in jungen Jahren lernte er an der Seite ehemaliger, gestandener Bundesligaprofis wie Norbert Nachtweih, auf was es im Mannschaftssport wirklich ankommt: Teamgeist, Gemeinschaft, Ausdauer, Standhaftigkeit.

 

Auch abseits der Theke beherzigte Vitesse-Neuzugang K. (Name d. Red. bekannt) diese Tugenden stets vorbildlich; verkörperte sie, lebte sie. Ein wahrer Sportsmann eben, ein Teamplayer.

 

Der hessische Pole – bei Freunden nur als „Maciek“ bekannt, bei Kneipenbesitzern berüchtigt – lernte das Fußball-Einmaleins in der beschaulichen Vordertaunus-Gemeinde Liederbach. Ein Ort, vergleichbar mit Klein-Winternheim: fernab jeglicher Hektik und Probleme. Einfamilienhäuser, akkurat geschnittene Hecken, plätschernde Brunnen, himmlische Stille; Audi und Mercedes, „FAZ“-Abonnenten und Gartenzwerge. Wohlstand und Idylle pur.

 

Vizemeister beim „Ruppscher Höhen-Cup“

Im Wohlfühl-Biotop am Rande Frankfurts feierte K. zu guten – heißt, in deutlich schlankeren Zeiten – seine größten Wettkampf-Erfolge; sei es neben Nachtweih bei der SG „Kreisoberliederbach“ oder mit einer hießigen Schoppekicker-Spielgemeinschaft beim prestigeträchigen, internationalen „Ruppscher Höhen-Cup“.

 

Doch K. wurde der kleinbürgerlichen Spießer-Idylle am Fuße der Mainmetropole überdrüssig. Die immer selben Leute in den immer selben miesen Bars und die immer gleiche miese Playlist im schon immer miesen und im Umkreis einzigen Kleinstadt-„Club“ übten schon bald keinen Reiz mehr aus auf den ambitionierten Sportler („am Kasten bin ich stark“). Neue Herausforderungen mussten her.

 

Immer in Ballnähe: Vitesse-Neuzugang K.

Immer in Ballnähe: Vitesse-Neuzugang K. (links mit Pornobalken. Foto: whe)

 

Rekord-Absteiger mit dem MTV 1817

K. brach seine Kerbezelte in der Heimat ab. Ihn verschlug es zum Studium nach Mainz. Dort fand er – weit entfernt von Selzen oder Dexheim – zwar keine Kerbezelte, dafür aber seine neuen Kicks: jene berauschter Natur in den (schon bald erneut immer selben und miesen) Bars, Clubs und Kneipen der Landeshauptstadt; die fußballerischen beim MTV 1817.

 

Beim damaligen Bezirksligisten blühte K. förmlich auf. „Ich wollte es mir noch einmal beweisen, habe acht Kilo abgespeckt“, erinnert  sich der heute 29-Jährige, der seine Spielweise auf der 6er-Position beim MTV äußerst ökonomisch, ganz im Sinne der alten Nachtweih-Schule, interpretierte: „Ich bin nie viel gelaufen. Musste ich aber auch nicht, ich wusste, wie ich zu laufen hatte.“

 

Ökonom, Rebell, Teamplayer

Trotz starker Form konnte Nachtweih-Schüler K. die drei („gefühlten vier“) aufeinanderfolgenden Abstiege des Mainzer Traditionsklubs nicht verhindern. Am Ende kickte er sogar in der C-Klasse gegen Vitesse.

 

Was K. bei den 1817ern besonders störte: es fehlte an Teamgeist, echten Typen.  „Ich war zum Beispiel der einzige, der mal eine Kiste Bier spendiert hat“, erinnert sich K. „Auch nach den Spielen sind immer gleich alle abgehauen. Selbst bei der Weihnachtsfeier saß ich nach kurzer Zeit mit maximal drei, vier anderen Mitspielern alleine da.“ Bei Vitesse undenkbar.

 

K. auf der Suche nach dem Ball (Archivfoto, awo)

K. auf der Suche nach dem Ball (Archivfoto, awo)

 

Der Kreis schließt sich: 17. Semester in Mainz, 3. Frühling bei Vitesse

Zum Ausdruck seines Protests gegen das 1817-Establishment ließ sich K. fortan rebellisch die Haare wachsen. Seine Fußballschuhe wollte er an den Nagel hängen. Doch der Ruf von Vitesse Mayence als Klub der ewigen Studenten war zu gut, als dass K. das sportlich reizvolle Angebot sich Vitesse anzuschließen von Abi-Kollege Wolf ausschlagen konnte.

 

So wechselte K., drei Studiengänge und 17 Semester nach seinem Abschied aus dem Taunus-Idyll, vom Pariser Tor an die Ulrichstraße. Bei Vitesse wusste er sich schnell zu integrieren – nicht nur menschlich, auch fußballerisch.

 

K. fehlt erstmals – ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub

Zu Saisonbeginn gehörte K. zu den wenigen konstanten Lichtblicken bei Vitesse. Die Trainer attestierten ihm vereinzelt sogar eine „laufstarke Leistung“. Lobenswert, zumal die Motivationslage bei Vitesse – zumindest auf dem Rasen – naturgemäß eine andere ist als neben gestandenen Ex-Profis.

 

Doch Langzeitstudent K. bereut nichts – und versprach dem Team alsbald ein Kabinenfest zu organisieren.

 

… und lässt seine Mitspieler auf dem Trockenen sitzen.

Direkt nach dem Spiel gegen seinen Ex-Klub 1817 (Tabellenführer) – was K. verpasste, da er lieber mit der 1a das Bretzenheimer Derby bei 1846 verlor – ruderte der Neuzugang allerdings unehrenhaft zurück.

 

Die fünfte Nominierung Köhlers zum „Spieler des Tages“ nahm K. (vier Nominierungen) vorsorglich zum Anlass, sich vor der Verantwortung zu drücken, das fest zugesagte Kabinenfest als Schirmherr stattfinden zu lassen: „Sobald ich Spieler des Jahres werde, gibt es eins“, setzte K. die unbestechliche Vitesse-„Spieler-des-Tages-„Jury unter Druck. Das Kabinenfest, so K.,  sei „leider erstmal in weite Ferne gerückt“. Zumindest glaubt und hofft er das.

 

 

TV 1817 Mainz – SV Vitesse Mayence II 9:1 (5:1)

 

Vitesse: Knoll – Sengespeick, Billet, Krein, Held – Köhler (C) – Arnold (70. Hassani), Hassanzadeh, Zimmermann – I. Vrgoc, Truch (46. Heberling).

 

Tor: Truch zum 1:5 (44.)

 

Gelbe Karte: Knoll

 

Beste Spieler: K. Köhler (5), Hassanzadeh

 

Zuschauer: Pilsner (1. Halbzeit), Köhlers Freundin (hielt es bis zum Schluss aus)

 

Zum Spiel: 1817 war klar besser, Vitesse hätte aber – wie in der Hinrunde – nie so hoch verlieren müssen…

 

Fotos zum Spiel

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