Kaputtes Auto, kaputte Kniescheibe.

Vitesse überwintert in der Abstiegszone.

 

awo. – 1:7 im Derby gegen die 46er, nur drei Siege und zwölf Punkte aus 17 Spielen, Drittletzter – die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

 

„Der Tiefpunkt in einer beschissenen Saison“, brachte Stammkeeper Trojan das aktuelle Stimmungsbild beim gewöhnlich erfolgsverwöhnteren Studentenklub auf den Punkt.

 

Vitesse befindet sich im Abstiegskampf. Daran wird sich in den nächsten Monaten nichts ändern. Ob’s nun gefällt oder nicht.

 

„Tiefpunkt einer beschissenen Saison“

Trojans Backup Vos begab sich bereits einige Wochen zuvor auf die Fehlersuche und nach Antworten auf die Frage, warum das Team seit Saisonbeginn hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleibt.

 

„Ich weiß selbst nicht so Recht, woran es liegt“, sagte Vos sichtlich ratlos nach der knappen 1:2-Pleite gegen Sörgenloch. Nach Erklärungen suchend schob der Keeper nach: „Wir spielen eigentlich nie so richtig schlecht“, um dann leicht resignierend festzustellen: „Aber irgendwas fehlt jedes Mal.“ Recht hat er definitiv mit beidem. Irgendwie.

 

Im Derby gegen die 46er fehlten ganz nüchtern betrachet schon mal mindestens sechs Tore. Dabei stand das Spiel durchaus bezeichnend für die gegenwärtige Situation der 1. Mannschaft.

 

Graßhoff verpasst 834. Spiel in Folge – wegen seinem Auto

So teilte Abwehr-Haudegen Graßhoff sonntagvormittag mit, dass er die rechte Abwehrseite nicht wie gewohnt verriegeln könne wie in seinen bis dahin gefühlten 833. Kreisliga-Spielen für Vitesse in Folge – weil ihn sein Auto im 120 Km entfernten Marburg  im Stich ließ.

 

Das West-Herner Ruhrpott-Original Gerald Asamoah tönte einst, er würde für „sein Schalke“ jederzeit barfuß auf Teer die A42 entlang ins verfeindete Lüdenscheid-Nord laufen, um den Lokalrivalen zu demütigen.

 

Vitesse-Identifikationsfigur Graßhoff allerdings ließ jenes Feinddenken vermissen. Der Fußweg von läppischen 23 Stunden und 21 Minuten war dem – von der lokalen Sportberichterstattung jüngst als „Eisenfuß“ geadelten – Veteranen dann wohl doch zu viel für das „prestigeträchtige“ Stadtteil-Derby.

 

Die rechte  Abwehrseite blieb unverriegelt.

 

Für Mitspieler Hausmann der ausschlaggebende Punkt für das Derby-Debakel: „Alle sieben Gegentore sind über diese Seite gefallen“, übte der von Graßhoff subtil als „Goalgetter“ ge(t)adelte Stürmer (2 Saisontore) nicht minder feinfühlig Kritik am Abwehrspieler und dessen personalisierter (T)adelung der eigenen Offensivabteilung.

 

Im Gefahrenbereich: Nach 17. Spieltagen steht Vitesse in der Absteigszone, auf einem Relegationsplatz (fussball.de)

Im Gefahrenbereich: Nach dem zweiten Spieltag der Rückrunde befindet sich Vitesse in der Abstiegszone, steht auf einem Relegationsplatz (fussball.de)

 

Viel Aufwand, wenig Ertrag.

Gewiss, Vitesse‘ aktuelle Lage hat viele Ursachen: Die teils mangelnde Trainingsbeteiligung, die fehlende Durchschlagskraft nach vorne, die zu vielen Gegentore hinten – um nur die offensichtlichen Probleme zu nennen.

 

Was besonders auffällt: Außer Stürmer Ivecen (acht Tore)  strahlt kein Spieler annähernd konstant Torgefahr aus. Und erwischt Ivecen keinen guten Tag, trifft meist gar keiner. So wie Vrgoc (immerhin 3 Tore) seit dem fünften Spieltag. Höchstens mal Dehm per Foulfmeter. Oder Emsermann und Keim – die aber eigentlich auch nur im Pokal. Und da ist Vitesse ja leider auch schon raus. Es ist verzwickt.

 

Viel Spielermaterial, wenig Spieler.

Potenzielle Knipser wie Hausmann rackern unermüdlich, sind aber meist vom Pech verfolgt. Und nicht immer hat der überdurchschnittlich oft bärenstarke (Mittelfeldspieler) Scholze  nach einem seiner unzähligen, kraftraubenden 30m-mit-15-Zweikämpfen-Soli die letzte Konzentration, um einen Ball auch noch am Torhüter vorbeizudrücken.

 

Aber wo sind eigentlich all die anderen Knipser?

 

Während Abwehrspieler agr. (definitiv kein Knipser) in der Erstmannschafts-Berichterstattung meileinweit seiner  überragenden Form aus der Saisonfrühphase hinterherläuft, laufen viele torgefährliche Vitesser erst gar nicht (mehr) auf: Was macht eigentlich u.a. der seit Monaten verschollene Scharfschütze und Edeltechniker Alusse? Hat das staatliche Kraftpaket überhaupt noch einen Spielerpass?

 

Vom Pech verfolgt: Laux verletzt sich schwer.

Das fehlende Fortune bei Vitesse hat ein Gesicht: Neuzugang Laux. Als sei die Torflaute des Stürmers – null Buden in 19 Pflichtspieleinsätzen – und die wohl auch daraus resultierenden immer kürzeren Einsatzzeiten nicht bereits ernüchternd genug, kam es für den blonden Hühnen gegen Bretzenheim nicht nur sportlich knüppeldick.

 

Nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung verletzte sich Laux bei einem Pressschlag schwer am Knie: Verdacht auf Innenband- und Außenbandriss. MRT.

 

Tragisch, und leider irgendwie auch symptomatisch für die aktuelle Situation bei Vitesse. In diesem Sinne: Gute Besserung Moritz, gute Besserung Vitesse! 2015 wird alles besser. Bestimmt. Eigentlich kann es das ja auch nur. Beziehungsweise: Muss.

 

TSG 1846 Bretzenheim II – SV Vitesse Mayence 7:1 (2:1)

Vitesse: Trojan – Knichel, Vrgoc, Friedrich, Fluhr – Fellenberger, Ufelmann (46. Laux (57. Kapa)), Dehm, Keim – Hausmann, Müller

 

Tor: 2:1 Keim (20.)

 

Gelbe Karten: k.A.

 

Beste Spieler: k.A.