Özdemirs hässliche Fratze, Alusses schönes Tor

Vitesse gewinnt 2:1 gegen Selzen

agr. – Innerhalb von fünf Minuten offenbarte Vitesse Mayence im Heimspiel gegen Selzen die hässliche Fratze und die Schönheit des Fußballs. Dogan Özdemir war erst in der 56. Minute eingewechselt worden. „Eine Disziplinarrrrrmaßnahme“, verriet Coach Kosta Moissiadis den wenig überraschten Vitessern vor Spielbeginn. Trotz wiederholter Ermahnung der Trainer und Anzeichen der Läuterung seinerseits hatte sich Özdemir in der Vorwoche eine gelb-rote Karte eingehandelt – weil er den Schiedsrichter als Zielscheibe für einen satten Schuss missbraucht und bestens getroffen hatte. Es gibt dämliche Platzverweise – und es gibt Özdemir-Platzverweise.

 

Polizist als Streitschlichter
In der Partie gegen Selzen hatte der 24-Jährige, der seit seinem 17. Lebensjahr bei Vitesse spielt und deshalb getrost als das einzige Eigengewächs der Studententruppe bezeichnet werden kann, lange Zeit, sich auf der Bank Gedanken zu machen. Es dauerte ungefähr zehn Minuten bis er zum ersten Mal wutentbrannt auf einen Gegenspieler zulief und nur Bodybuilder Alusse ihn noch zurückhalten konnte – Gelb.

 

Doch Vitesse zeigte auch die schöne Seite des Fußballs. Nach einem Eckball von Malte Grütz traf Alusse mit einem knallharten Seitfallzieher, den man so in der Kreisliga wohl noch nicht hat sehen dürfen. Nach einem 0:1-Rückstand nach einer erneut von Vitesse verpennten Anfangsphase war es Vitesse erneut gelungen, die Partie zu drehen. Jetzt galt es, den Sieg gegen tapfer kämpfende und laufende Aufsteiger aus Selzen über die Zeit zu retten.

 

Lange Sperre
Özdemir weigerte sich, an der Rettungsaktion teilzunehmen und ließ sich lieber abermals vom Platz stellen. Nur zwei Minuten nach dem sehenswerten Treffer von Alusse geriet er im Luftkampf mit einem Gegenspieler zusammen – kein nennenswertes Foul. Trotzdem ließ sich Özdemir im Anschluss zu einer Tätlichkeit in Form eines Tritts hinreißen – direkt vor den Augen des Schiedsrichters, vor den Augen des Klassenleiters, der an diesem Nachmittag in Bretzenheim zugegen war. Es gibt dämliche Auftritte – und es gibt Özdemir-Auftritte.

 

Als Wiederholungstäter wird Özdemir sicher lange gesperrt. Umso schlimmer, da in den kommenden Wochen wohl wieder einige Stammspieler nicht da sein werden, sei es wegen Verletzung, Urlaub oder dem Vitesse-üblichen Sonstigem (meldet euch im Freizeitmanager24 für die Termine an oder ab, verdammte Scheiße, Anm. d. Red.).

 

Der Fußballer und Mensch Özdemir könnte dieser Mannschaft so gut tun. Der unbeherrschte Raudi, zu dem er auf dem Platz wird, hat trotz seiner jungen Jahre vielleicht keine große Zukunft mehr vor sich.  Seine Mitspieler brachten den Vorsprung im Übrigen gerade so über die Zeit.

 

SV Vitesse Mayence – SpVgg. Selzen 2:1 (1:1)

Aufstellung: Trojan – Graßhoff, Vrgoc, Dries, Mühlhan (64. Coelho) – Alusse – Scholze, Poschmann, Ufelmann (56. Özdemir), Grütz – Emsermann (73. Köhler)

 

Tore: 0:1 Ulmer (22.), 1:1 Ufelmann (29.), 2:1 Alusse (71.)

 

Gelbe Karte: Özdemir (2)

 

Rote Karte: Özdemir (75.)

 

Beste Spieler: Alusse (3), Scholze, Poschmann (4)